„Nützt Beten etwas?“ Dies ist eine Frage, die Menschen nicht erst heute stellen. Schon zu Jesu Zeiten war sie aktuell und er hat versucht, sie mit einer kleinen Geschichten zu beantworten.
In der Geschichte geht es um eine nächtliche Ruhestörung, die man eigentlich schon als unverschämt bezeichnen muss. Stellt euch vor, beginnt Jesus, da klopft jemand um Mitternacht bei seinem Freund an die Tür und bittet um drei Brote, weil er überraschend Besuch bekommen hat, den er nicht bewirten kann. Jesus bricht die Geschichte ab, ohne zu erzählen, wie der Freund sich verhält, und fragt die Zuhörer, was sie meinen, wie die Geschichte ausgeht. Alle sind sich schnell einig darin, dass es unmöglich wäre, seinem bittenden Freund im Regen stehen zu lassen, selbst mitten in der Nacht.
Jesus will uns mit dieser kleinen Geschichte Mut machen, uns in jeder Lage an Gott zu wenden. Auch wenn es unverschämt erscheint, wie bei dem nächtlichen Ruhestörer. Die wichtige Pointe dieser kleinen Szene ist: Das nächtliche Klopfen bleibt nicht ungehört. Es bleibt zwar erst einmal offen, ob es positiv beantwortet wird, aber es wird gehört.
Doch in uns Menschen regt sich schnell ein Zweifel daran, wenn nicht gleich eine positive Antwort kommt: hört Gott mich überhaupt, interessiert er sich für meine Not? Jesus versichert uns, dass jedes Gebet bei Gott ankommt. Unsere Aufgabe ist es, aufmerksam für die Antwort zu sein. Manchmal wird unser Gebet erhört, ohne dass wir es merken.
Wie in der Geschichte eines sehr gläubigen Mannes. Bei einer Überschwemmung droht sein Haus überflutet zu werden. In seiner Not bittet er Gott, ihn zu retten. Es kommt der Nachbar und sagt: „Wir müssen weg! Steig in mein Auto, noch können wir raus!“ Der Mann aber sagt: „Nein! Gott wird mich retten!“ Es kommen noch einige Retter, aber er bleibt – immer mit der gleichen Antwort. Zum Schluss – das Haus ist schon überflutet und unser Mann sitzt auf dem Dach – kommt die Feuerwehr in einem Boot. Er aber bleibt auf dem Dach und sagt: „Gott wird mich retten!“ – bis das Haus einstürzt und er ertrinkt. Nach seinem Tod macht er Gott Vorwürfe, dass er ihn nicht gerettet hat. Gott antwortet: „Ich habe dir zuerst den Nachbarn geschickt und dann all die anderen und zum Schluss noch die Feuerwehr mit dem Boot; du aber hast meine Hilfe nicht angenommen.“
„Nützt das Gebet?“ Ich bin mir sicher, dass beten helfen kann. Auch in der derzeitigen Krise mit all den Ängsten, die uns unruhig und oft kopflos machen. Das Gebet schenkt innere Ruhe und diese Ruhe bringt einen klaren Blick. Man sieht mit einem Mal wieder Möglichkeiten, wie es weitergehen kann. Wir dürfen sicher sein: Gott hört unsere Bitten. Er erfüllt zwar nicht alle unsere Wünsche, aber ganz gewiss alle seine Verheißungen, hat einmal Dietrich Bonhoeffer gesagt. Seine größte Verheißung ist, dass er uns liebt und ganz nah bei uns ist, auch in den schwersten Zeiten. Im Vertrauen darauf wünsche ich Ihnen Gottes Segen.
Ihre Anke Lublewski-Zienau