Umfragen zufolge hat es jeder zweite Deutsche schon mal gemacht. Vielleicht gehören Sie ja dazu. Vielleicht ist Ihnen das mit dem Beten aber auch ganz schön fremd. Reden mit Gott, wie soll das gehen?
Vor einigen Jahren habe ich von Jakob gehört, einem alten Bauern auf der schwäbischen Alb.
Als Jakob gesundheitlich immer schlechter ging, hatte seine Familie nach dem Pfarrer gerufen. Der kam auch und wollte Jakob gerne besuchen. Als der Pfarrer ins Krankenzimmer trat, meinte er zu Jakob: „Oh, Sie hatten heute schon Besuch?“ – und deutete auf einen Stuhl, der neben dem Krankenbett stand. Der alte Mann war ein wenig verwundert, doch dann sah er den Blick zum Stuhl und schmunzelte: „Ach nein, Herr Pfarrer, heute war noch niemand hier gewesen; aber der Stuhl der muss dort immer stehen.“ „Wieso das denn?“, fragte der Pfarrer nach. „Nun, ich will Ihnen gerne über diesen Stuhl erzählen. Wissen Sie, vor vielen Jahren habe ich es durchaus als schwierig empfunden zu beten – und ich habe damals unseren Pfarrer gefragt, was ich denn tun sollte. Und der sagte mir, ich solle mir keine Gedanken machen über die richtigen Worte oder übers Knien und Händefalten. Ich sollte mich auch nicht um irgendeine fromme Haltung bemühen – das alles sei nicht so wichtig. Wirklich wichtig aber ist, dass ich glaube, dass Gott mir ein lebendiges Gegenüber ist. Ich meinte darauf, ja das glaube ich schon, dass Er lebendig ist, aber – so frage ich nach, wie soll ich nun mit Ihm reden? – Und der Pfarrer meinte: Setzen Sie sich hin und stellen Sie sich einen Stuhl gegenüber und dann stellen Sie sich vor, dass Jesus Ihnen in diesem Stuhl gegenübersitzt. Mit ihm reden Sie dann einfach wie mit einen guten Freund. – Und genau das tue ich nun seit vielen, vielen Jahren.“
Als der Pfarrer nach einigen Tagen von Jakobs Tochter unterrichtet wurde, dass der Vater verstorben war, sprach er ihr Trost zu. Sie war sichtlich erschüttert, dass der Vater so schnell verstorben war und berichtete davon, dass sie nur ganz kurz aus dem Raum gegangen war, um ein paar Dinge in der Küche zu erledigen. Als sie dann zum Vater zurückkam, war er verstorben. Ganz friedlich lag er da. Nur seine rechte Hand lag auf dem leeren Stuhl neben seinem Bett. „Ist das nicht seltsam?“, meinte die Tochter. „Nein, überhaupt nicht“, warf der Pfarrer ein, „das passt ganz und gar zu Ihrem Vater, denn so ist er gestorben als er die Hand Gottes gehalten hat.“
Ich wünsche Ihnen eine Woche mit guten Gottesgesprächen!
Ihre Pastorin Birgit Hasenberg