Ein Mensch beklagt sich bei Gott über sein zu schweres Kreuz. Daraufhin wird er in einen Raum geführt, worin sich alle Kreuze der Menschheit befinden mit dem Auftrag: „Wähle“. Das lässt sich der Mensch nicht zweimal sagen in der Vorfreude darauf, schon bald ein für ihn passenderes Kreuz zu finden. Er probiert ein dünnes Kreuz, das dafür allerdings viel zu lang ist, ein kleines, das so schwer ist wie Blei. Dann sieht er sich beim Anblick eines anderen Kreuzes bereits fast am Ziel; doch als er es auf seine Schultern legt, befindet sich an der Auflagestelle eine scharfe Spitze, die ihm wie ein Dorn ins Fleisch schneidet. An jedem Kreuz gibt es etwas auszusetzen: zu groß, zu klein, zu schwer, zu unhandlich – bis er eins entdeckt, das ein wenig versteckt steht. Es ist wie geschaffen für ihn. „Das will ich in Zukunft tragen“, sagt er zu Gott; und als er es näher betrachtet, entdeckt er, dass es sein eigenes ist…
Was für eine Geschichte! Denken wir nicht auch oft, dass es viele Menschen in ihrem Leben viel besser angetroffen haben als wir? Dass wir immer wieder ein wenig neidisch damit liebäugeln, wie gut es doch die anderen haben? Dass wir ab und zu gern mit ihnen tauschen würden? Dabei kennen wir sie eigentlich nur in den Ausschnitten, die sie uns zeigen! Wer weiß schon, wie es in ihrem Inneren aussieht? Aber bei uns kennen wir uns aus! Wir wissen genau, welche Gedanken uns tatsächlich umtreiben, ob es in uns in diesem Moment eher grau oder bunt aussieht! Wie gut, dass wir ein Kreuz tragen, das tatsächlich zu uns passt! Und wir haben sogar noch einen Gott, der uns beim Tragen hilft.
Ich wünsche Ihnen eine neue Sicht auf Ihr Kreuz, das Sie zu tragen haben
Ihre Sabine Placke