Besonders interessieren mich die alpinen Skiwettbewerbe. Dabei stehen die Rennläuferinnen und Rennläufer hochkonzentriert im Servicebereich vor dem Starthaus und werden von den Kameras dabei beobachtet, wie sie in Gedanken immer wieder die Torkombinationen, die sie erwarten, durchgehen. Sie prägen sich die Geländeübergänge ein, die Tücken des Hanges. Gleich geht’s los. Die Tore sind gesteckt, die Piste ist präpariert, das Ziel vorgegeben.
Der Countdown läuft. 3-2-1-Start!
Manchmal wünsche ich, dass für mein Leben der Kurs auch so klar ausgeflaggt wäre. Doch oft weiß ich nicht, wie ich mich zu entscheiden habe, welchen Weg ich gehen soll. Leider gibt es bei unserem Lebenslauf auch nur einen Durchgang, nicht zwei wie beim Slalom und Riesenslalom, wo man Fahrfehler aus dem ersten Lauf korrigieren und im zweiten noch weit nach vorne fahren kann. Manchmal wirkt auch beim Lauf des Lebens die Steilheit des Geländes, das vor mir liegt, abschreckend und Furcht einflößend. Es gibt Buckel und Unebenheiten. Ich habe Erschütterungen zu erleiden, ja sogar Stürze. Wie werde ich damit fertig? Habe ich ein Ziel vor Augen, für das es sich zu leben lohnt?
Andererseits ist es schön, den Fahrtwind zu spüren und zu erleben, was es heißt, mit einfachen Mitteln schwierige Passagen am Berg zu bewältigen.
So wird mir das Skilaufen zu einem Sinnbild für mein Leben. Der Vers 5 aus Psalm 37 hat mir darum schon immer viel bedeutet. Dort heißt es: „Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er handeln.” Das bedeutet nicht, dass alles im Leben glatt abläuft. Das tut es nicht. Dieser Psalm sagt mir aber, dass Gott immer Teil meines Lebens ist und für mich sorgt. Darauf kann ich vertrauen. Die Unberechenbarkeit des Lebens bleibt zwar immer noch bestehen, aber die wachen Augen Gottes schützen mein Leben. Gott ist nicht berechenbar, aber ich kann mit ihm rechnen.
Thomas Weber