EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

“immaterielles Kulturerbe”

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

was haben Schützenwesen, Volkstanzbewegung, Kneippanwendungen und das Singen von geistlichen Chorälen (Kirchenliedern) gemeinsam?

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

 

 

Sie sind vor wenigen Wochen offiziell als “immaterielles Kulturerbe” der Deutschen UNESCO-Kommission anerkannt worden. Wer hätte das gedacht? In der Begründung heißt es, dass der Choral “Bestandteil des protestantischen Lebensausdrucks und zugleich Botschafter für interreligiösen Dialog” sei. Sieh an! Bis jetzt war mir nicht bekannt, dass sonntags so viele Botschafterinnen und Botschafter für interreligiösen Dialog in den christlichen Kirchen aktiv sind. Ich dachte immer, dass das Singen geistlicher Lieder zur Ehre Gottes und zur erbaulichen Andacht für die versammelten Menschen geschehe. Aber auch ich lerne nie aus. Gott sei Dank!

    

Zunächst einmal war der Choral gesungener Protest derer, die es mit Martin Luther und seiner Überzeugung hielten und Leben und Lehre der Kirche erneuern wollten. Doch das Singen ist von Anfang an ein Kennzeichen der christlichen Gemeinde gewesen. Zunächst wurden die Psalmen und geistlichen Liedern aus der jüdischen Tradition gesungen. Dazu kamen neue Lieder, die von der Bedeutung des Herrn Jesus Christus handelten und ihn ehren sollten. Im Mittelalter wurde das Singen im Raum der Kirche fast ausschließlich Sache der Geistlichen und des Chores. Weil Martin Luther vom “allgemeinen Priestertum aller Gläubigen” überzeugt war, sah er im Singen das geeignete Mittel zur gottesdienstlichen Ausübung des priesterlichen Dienstes aller. Jede Sängerin und jeder Sänger wurde so gewürdigt, Gott zu ehren und Gottes Wort zu bezeugen. Und jetzt ist jede Sängerin und jeder Sänger sogar “Botschafter für interreligiösen Dialog”.

  

Das geistliche Kirchenlied in Form eines mehrstimmigen Chorals ist längst nicht mehr die einzige Form der Musik im Gottesdienst. Neben den gregorianischen Gesängen, den Kanons, der Gospelmusik gibt es die neuere Kirchemusik, die oft “Anbetungslieder” oder “Lobpreislieder” genannt werden. Wie gesungen wird, ist unerheblich. Dass gesungen wird, ist die Hauptsache. “Singet dem HERRN ein neues Lied”, heißt es mehrfach in den Psalmen der Bibel. Die Begründung ist unterschiedlich: “Denn deine Gnade reicht so weit der Himmel ist und deine Treue so weit die Wolken gehen.” “Denn er tut Wunder.” “Denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit.” “Denn der HERR ist freundlich.” Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, das immaterielle Kulturerbe zu pflegen im Blick auf Gott und die Menschen. Nicht nur unter den Schützen, den Tänzerinnen und Kneippbädernutzer. Seien sie - mindestens einmal in der Woche - Botschafterin oder Botschafter der UNESCO - im Gottesdienst Ihrer Gemeinde. Ich freue mich auf Sie,

  

Pastor Uwe Hasenberg