Aber von einer zügigen Bestellung kann nicht ausgegangen werden, weil meine Frau noch etwas Zeit braucht, um die Speisekarte zu lesen. Sorgt sie sich etwa darum, was sie essen wird?
Von Sorge kann eigentlich kaum gesprochen werden, wenn es um die Auswahl aus einem unermesslichen Angebot. Ähnlich verhält es sich doch auch mit der Kleidung. Ein Blick in den Kleiderschrank genügt. Die Frage: “Was soll ich heute anziehen?”, bezieht sich auf die reichhaltige Auswahl.
“Sorgt nicht”, sagt Jesus. Das ist die Ermutigung aus der Bergpredigt für den heutigen Tag (Matthäus 6,25). “Sorgt nicht um Leib und Leben! Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr Nahrung und Kleidung braucht.” Aber weiß der himmlische Vater auch, dass Kleidung nicht gleich Kleidung ist? Dass auf dem Schulhof ein Kampf der Kleidungsmarken ausgebrochen ist? Dass Designer-Jeans mit ausgefransten Löchern sich von Jeans-Löchern unterscheiden, die nach dem Fallen auf dem Asphalt entstanden sind? Weiß der himmlische Vater auch, dass viele Kinder aus Familien, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, sich ungesunder ernähren als Kinder, deren Eltern ein höheres Einkommen haben? Weiß das der himmlische Vater?
Ja, der himmlische Vater weiß, dass es in unserem Land nicht mehr nur um das nackte Überleben geht. Wir haben hier keinen wirklichen Hunger, der nicht gesättigt werden könnte. Wir haben keinen wirklichen Durst, der nicht gestillt werden könnte. Und wir sind auch nicht elend, nackt und bloß. Und sollte etwas Unvorhersehbares passieren, dann sind wir gut versichert - gesetzlich oder freiwillig. “Gegen Unfall, Feuer, Hagel, Regen, Überschwemmung, Sturmflut, Wirbelsturm, Cholera, Grippe, Schnupfen, Motten, Termiten, Heuschrecken ... gegen alles! Nur nicht gegen Versicherungsvertreter” (Kapitän Haddock in: Tim und Struppi: Der Fall Bienlein, S. 6) Doch sorglos werden wir dadurch noch lange nicht.
Da ist und bleibt die Sorge um den Arbeitsplatz, um die Zukunft der Familie, um das Miteinander der Generationen, um die eigene Gesundheit, um das Klima. “Sorgt nicht!”, sagt Jesus zu seinen zwölf Jüngern und den vielen Hörerinnen und Hörern der Bergpredigt. Denn sorglos lebende Menschen leben aus dem Glauben an Gott, weil er der himmlische Vater ist, der sich selbst um die Vögel unter dem Himmel und um die Lilien auf dem Feld kümmert. So ist die Schöpfung ein Hinweis auf die Güte Gottes des Vaters. Seiner Güte sollen wir vertrauen. Wir haben keinen Hunger und keinen Durst. Wir haben Kleidung, die uns wärmt und schützt. Warum sehen wir darin nicht die Güte Gottes, der für uns sorgt wie ein Vater? Es mag eine harte Übung sein, sich darin zu üben, aber das gibt auch Kraft. So viel Kraft gibt kein Käse-Sahne-Schnitzel aus Soest.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Pastor Uwe Hasenberg aus Gevelsberg.