EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Wer nur den lieben Gott lässt walten“

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wir schreiben das Jahr 1641. Der 20-jährige Georg Neumark verlässt seine thüringische Heimat und schließt sich einer Reisegruppe an um in Königsberg Jura zu studieren. Doch dazu kommt es nicht. Der 30-jährige Krieg tobt in Europa, es sind raue und gefährliche Zeiten. Die Reisegruppe wird überfallen und ausgeraubt. Georg Neumark kommt knapp mit dem Leben davon und kann flüchten. Er wird in Kiel Hauslehrer und macht später Karriere am Weimarer Hof. Zunächst als Bibliothekar, dann als Archivsekretär. Seine letzten Lebensjahre verbringt er ebenfalls am Hof, leider völlig erblindet.

 

Szilvia Klaus ist Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg

Das später so oft gesungene Kirchenlied - in unserem evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 369 - hat Neumark als Hauslehrer verfasst und vertont. Seine dramatischen Erfahrungen, die Rettung seines Lebens, sowie sein neu gewonnenes Selbst- und Gotteserkenntnis prägen die 7 Strophen. Es ist ein Lied des tiefen Gottvertrauens. Dabei geht es keineswegs um eine passive oder gar lethargische Gottergebenheit. Vertrauen ist für Georg Neumark vielmehr ein aktiver Prozess in einer lebendigen Gottesbeziehung. Das heißt: Gott bei Wort nehmen! Ihn auf seine Verheißungen erinnern! Beten nicht mit Jammern verwechseln! Wer jammert, der kreist um sich selbst. Der Beter hingegen hofft auf den, der die Macht hat zu erhören, zu handeln, zu wenden. Vertrauen heißt auch: das Leben nicht bloß hinnehmen, sondern es bewusst annehmen. Als Geschenk aus Gottes Hand.  

Vertrauen wagen, damals wie heute. Im Schatten der Kriege, in der Krise der Kirchen, in Zeiten politischen Umwälzungen. Georg Neumarks Lied hat es geschafft, Generationen von Christen bis heute zu ermutigen.  

Was könnten wir Besseres tun als das, was uns die 7. Strophe mit auf den Weg in die neue Woche gibt.

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu, und trau des Himmels reichen Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Amen!