Samstagmorgen: Er frühstückt allein, weil seine Frau früh zur Arbeit in den Supermarkt musste. Der eine Sohn hat gefeiert und wird schlecht gelaunt gegen Mittag erscheinen. Der andere ist an diesem Wochenende bei seinem leiblichen Vater in der Nachbarstadt.
Samstagmorgen: Sie kommt von der Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause und findet Chaos vor. Das nervt, die Kinder sollten doch die Küche aufräumen. Sie kann sich nicht ins Bett legen, die Töchter müssen zum Tanzworkshop gebracht werden und danach wartet ihre leicht demente Mutter auf sie.
Und wie sieht Ihr Samstagmorgen aus? „Samstags gehört der Vati mir“ hieß es in den fünfziger Jahren. Lang her, aber das Idealbild vom Samstag als entspannten Familientag bestimmt noch oft unsere Wünsche und Vorstellungen. Und damit das Bild von der „idealen Familie“: Vater, Mutter und zwei Kindern - und „Mutter“ sorgt dafür, dass alles läuft.
Wir alle wissen, dass die Wirklichkeit oft anders aussieht. Patchworkfamilien, Alleinerziehende, unverheiratete, gleichgeschlechtliche, in Lebenspartnerschaft lebende Paare mit und ohne Kinder, Alleinlebende, Eltern mit Pflegebedarf – - - sind realistische Familienmodelle.
Bei allem gesellschaftlichen Wandel hat sich eins wenig geändert: Frauen sind überwiegend für die „Familienarbeit“ zuständig. Ja, es gibt sie, die „neuen Männer“, und das ist gut so, aber sie sind nachweislich zu wenige. Und die Bedingungen sind oft so, dass sie nicht so können, wie sie wollen.
Unser Familienbild ist ca. 200 Jahre alt. Da wundert es nicht, dass es in der Bibel oft anders zu geht und wir ungewöhnliche Familiengeschichten finden. Das fängt nicht erst bei der Geburt Jesu an. Da wäre von der Witwe Ruth zu erzählen, die ihre Schwiegermutter nicht verlassen will und in die Fremde begleitet. Oder von Hanna, deren Mann nicht versteht, dass all seine Liebe ihr nicht über das Problem der Kinderlosigkeit hinweghilft und die deshalb selber aktiv wird. Oder von Tamar, die es sogar riskiert, sich als Prostituierte zu geben, um zu ihrem Recht als Witwe zu kommen. Erstaunliches passiert also und gerade Frauen gehen in diesen Geschichten manch fantasievollen Umweg und brechen dabei auch aus vorgegebenen Strukturen aus.
Familie - schon in biblischen Zeiten war das kein einfaches Thema – und die ideale oder gar heilige Familie gab es nicht. Aber es wird von all diesen Familien in der Bibel erzählt und keine wird entwertet, das ist wichtig. Und es begeistert mich und macht mir Mut: Menschen und Familien jedweder Couleur, ob sie nun Konventionen brechen oder sich anpassen, alle, alle stehen unter Gottes Segen.
Egal, wie Ihr Samstagmorgen aussieht, ob entspannt oder anstrengend, ob Ihre Familie Ihnen Sorgen macht oder Freude bereitet – Sie können sich Gottes Zuwendung und Begleitung sicher sein. Seien Sie behütet! Und herzlichen Gruß an die Familie!
Ihre Pfarrerin Marianne Funda, Frauenreferentin