Sohn Davids: Klar scheint mir, dass man in ihm den Messias sah, der von König David abstammen musste. Sohn Josefs: Klar scheint, dass er von einer jüdischen Mutter geboren worden ist und aus Fleisch und Blut war.
Sohn Gottes: Wir kennen es, in einen Kinderwagen zu blicken und zu denken "Ganz die Mutter! Ganz der Vater", wenn wir eine frappierende Ähnlichkeit erkennen. Nun ist das bei Jesus etwas anders als beim Blick in der Kinderwagen: Nicht das Äußere, sondern das innere Wesen ist Gott gleich. Hilfreich begegnete mir ein Gedanke von Professor Jörns in seinem Buch "Notwendige Abschiede". Bei der Taufe fällt der Heilige Geist auf Jesus und eine himmlische Stimme ertönt "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich meinen Wohlgefallen habe." Wie wäre es, in Josef den irdischen, in Gott aber den geistlichen Vater zu erkennen?
Dass Jesus zwei Väter hatte, führte zu zwei Familien, die in Spannung zueinander standen. Josefs Familie hält Jesus für verrückt und will ihn zurückhalten, als er sein sicheres Handwerk aufgibt, um über die Dörfer zu ziehen und vom Reich Gottes zu predigen. Ein Wort gibt das andere. Jesus erklärt daraufhin die Jünger zu seiner neuen Familie (Markus 3,34), was die alte Familie verletzt. Erst unter dem Kreuz schließt er sie zusammen. Den Jünger Johannes vertraut er seine Mutter an und Maria seinen Lieblingsjünger "Siehe, deine Mutter!", "Siehe, dein Sohn!." (Johannes 19,26+27). Mit Jakobus wiederum wird einer seiner leiblichen Brüder doch noch Jünger, später Apostel und Leiter der Jerusalemer Urgemeinde.
Sind auch wir am Ende nicht beides, Kinder mit konkreten Stammbaum und Familie und doch durch den Heiligen Geist Kinder Gottes? Der erste Johannesbrief 3,1 bestätigt: "Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!"
Dirk Küsgen