EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Fremde können ein Segen sein

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Ich habe das Gefühl, dass die Proteste gegen Flüchtlinge und die Übergriffe gegen (geplante) Flüchlingsunterkünfte in unserem Land zunehmen.

Liegt es daran, dass wir nicht bereit sind, unseren Wohlstand mit anderen zu teilen, oder ist es generell die Angst vor dem Fremden?

 

Harald Bertermann ist Öffentlichkeitsreferent und Fundraiser im Evangelischen Kirchenkreis Schwelm

  

 

Dass Fremde aber eine Bereicherung, ja sogar ein Segen sein können, zeigt mir die Geschichte von Naaman.

  

Naaman war ein aramäischer Feldhauptmann. Er war hochdekoriert und sehr angesehen in seinem Land. Bibelforscher vermuten, dass Naaman den israelitischen König Ahab im Kampf getötet hat. Zwischen Aram und Israel ist es damals immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen. Entsprechend gespannt war das Verhältnis zwischen beiden Staaten.

  

Dieser Naaman also hatte ein dickes Problem. Er litt an einer Hautkrankheit, die Bibel spricht von Aussatz. Naaman wusste, dass ihn diese Krankheit ins gesellschaftliche Abseits manövrieren würde. Schließlich galten Aussätzige als unrein und wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

  

In seiner Not ließ er sich auf den Rat einer jungen israelitischen Sklavin ein, die in seinem Haus wohnte. Das junge Mädchen erzählte von einem Propheten in ihrem Land (sie meinte Elisa), der Naaman von seinem Aussatz befreien könnte. So zog Naaman nach Israel und wurde von seinem Aussatz geheilt. Und noch etwas geschah: Naaman wurde gläubig: „Naaman sprach: Dein Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern, sondern allein dem Herrn.“(Das ist die Losung für den heutigen Samstag aus 2. Könige 5,17)

  

Wäre Naaman nicht dem Rat einer minderjährigen, entwurzelten Ausländerin gefolgt, hätte er alles verloren. Er wäre nicht gesund geworden und hätte nicht zum Glauben an Gott gefunden. Alles hat sich für Naaman zum Guten gewendet. Dieses Ausländerkind ist Naaman im wahrsten Sinne des Wortes zum Segen geworden.

  

Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn die Fremden, die Flüchtlinge von uns nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung oder sogar als Segen empfunden würden. Mit Sicherheit würde das die Diskussion, ob und wie viele Menschen von uns aufgenommen werden sollen, verändern.

  

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche

Ihr

Harald Bertermann