Hängengeblieben bin ich an den Begriffen „Halt“ und „Weite“. Sie weisen in unterschiedliche Richtungen. Halt finde ich da, wo mir etwas vertraut ist: mein Zuhause, meine Familie, Freunde, vielleicht auch bestimmte Rituale (wie im Gottesdienst). Zur Weite gehört das Loslassen, die Grenze des Vertrauten überwinden, aufbrechen... Beides ist wichtig: Das Vertraute und das Vertrauen, das Bekannte hinter sich zu lassen.
Das ist mir bewusstgeworden, als ich am Sonntag über den Sündenfall gepredigt habe. Auf den ersten Blick handelt die Geschichte von einer Gebotsübertretung. Adam und Eva naschen vom Baum der Erkenntnis und müssen das Paradies verlassen. Man kann die Geschichte aber auch als Emanzipation verstehen: Das Leben im Paradies gleicht dem Leben, das wir als Kinder geführt haben. Kinder müssen sich um nichts kümmern, für sie wird gesorgt. Aber irgendwann werden Kinder älter, selbständiger. Sie wollen sich abnabeln, Verantwortung übernehmen. Für Eltern ist das manchmal schwer auszuhalten. Aber eigentlich wissen sie: Das ist normal. Nur jenseits von Eden gibt es Wachstum und Weiterentwicklung, allerdings auch Scheitern und Niederlagen.
Halt und Weite, beides ist wichtig. Wer sich von Gott gehalten weiß, der kann neue Schritte wagen. Wie heißt es doch in einem modernen Kirchenlied: „Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.“
Vielleicht treffen wir uns ja unterwegs.
In diesem Sinne bis bald!
Ihr Pfarrer Uwe Rahn