Doch wenn Sie nach einer Antwort suchen, ist das gar nicht so leicht. Besonders in religiösen Fragen, ist es oft leichter zu sagen, was ich nicht glaube: Dass Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat; dass Gott ein alter Mann mit weißem Bart ist, der auf einer Wolke sitzt; dass Maria Jungfrau war, als sie Jesus geboren hat. Das glaube ich alles nicht. Und die Liste ließe sich erweitern. Und doch sage ich von mir „Ich glaube an Gott.“ Was ist das, woran ich glaube?
In diesen Wochen finden in vielen Gemeinden Konfirmationen statt. Jugendliche bekennen sich im Gottesdienst zu ihrem Glauben an Gott. Dieser Glaube sieht ganz unterschiedlich aus. In selbst formulierten Glaubensbekenntnissen beschreiben Jugendliche ihren Glauben so: „Ich glaube, dass Gott die Liebe ist.“ – „Ich glaube an Freundschaft.“ – „Ich glaube, dass Gott uns die Familie geschenkt hat.“ – „Ich glaube, dass Gott in schwierigen Situationen bei mir ist.“ – „Ich glaube, dass Jesus Mensch war und uns vorgelebt hat, wie Gott ist.“ – „Ich glaube an die Hoffnung.“ Was uns im Leben trägt und unserem Leben einen Sinn gibt, daran glauben wir. Unser Glaube hängt mit unseren Erfahrungen zusammen, die wir im Leben gesammelt haben. Wenn wir Glück erleben und sich erfüllt, wonach wir uns sehnen, dann verspüren wir Dankbarkeit. Wenn wir krank werden und Angst haben oder wenn wir uns unfreiwillig von einem geliebten Menschen verabschieden müssen und uns trotzdem getragen fühlen, dann spüren wir die Kraft des Glaubens. Trotzdem haben wir den Glauben nicht einfach in der Tasche. Wenn uns Angst packt, uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird, wir verzweifelt sind, keinen Weg mehr sehen oder die Hoffnung verlieren, dann können wir den Glauben verlieren – an uns selbst und an Gott. Wir zweifeln. Unser Leben und unsere Erfahrungen prägen unseren Glauben.
Es liegt in der Natur des Glaubens, dass wir ihn nicht in der Hand haben. Das zeigt schon das kürzeste Glaubensbekenntnis, das Menschen vor über 2000 Jahren aufgeschrieben haben: „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24)
Nach Gott zu suchen und zu fragen – auch an ihm zu zweifeln – ist Ausdruck des Glaubens und einer tiefen Sehnsucht. Der Glaube hat nicht auf alles eine Antwort. Aber er hört nicht auf zu fragen. In diesem Sinne: „Was glaubst du eigentlich?“
Mirjam Klein