Gestern hatte mein Sohn Geburtstag und wir erinnerten uns: 1992, nur wenige Stunden nach seiner Geburt, gab es hier in unserer Gegend ein Erdbeben. Es war eine beängstigende Situation, als mit einem Mal das Bett und alles um uns herum wackelte.
In vielen Menschen hat dieses Beben große Angst ausgelöst. Einige haben mir erzählt, dass sie mitten in der Nacht aufgestanden und aus dem Haus gelaufen sind, ohne genau zu wissen, was da passiert, wie sie Schutz suchen sollen, was zu tun ist.
„Vor einem Erdbeben kannst du nirgendwohin fliehen!", sagte einmal jemand. „Da wird dir der Boden unter den Füßen weggezogen!" – das ist ein starkes und beängstigendes Bild: Wie ein Erdbeben, so können uns plötzlich und unerwartet Schicksalsschläge treffen, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen.
Gott sagt zu uns: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich errettet! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du gehörst zu mir!"
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich errettet!“ – bei Katastrophenübungen wird immer darauf hingewiesen, wie wichtig es doch ist, Ruhe zu bewahren. Die meisten Menschen kommen eher durch die entstehende Panik als durch die Katastrophe selbst zu Schaden! Aber dieses "Fürchte dich nicht!" ist mehr als nur der Hinweis, Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren. Es steckt auch die Zusage Gottes in diesen Worten, dass er uns in der Not nicht allein lässt.
Denn wir sind Gott nicht egal! „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du gehörst zu mir!“. Dass er unsere Namen kennt, finde ich sehr wichtig. Namen sind nämlich keineswegs nur „Schall und Rauch“, wie der Gelehrte Heinrich Faust in Goethes Tragödie behauptet. Im Gegenteil. Namen machen einen Teil unserer Identität und Individualität aus. Es ist ein Unterschied, ob mich jemand mit Namen – „Liebe Anke!“ – oder ob er mich nach äußeren Merkmalen anspricht – „Sie da, mit den abstehenden Ohren!“. Gott kennt uns mit Namen und wir gehören zu ihm. Diese Verbundenheit mit ihm hilft mir in schweren Zeiten. Sie trägt mich, wenn ich das Gefühl habe, den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Sie stärkt mein Vertrauen, dass alles gut ausgeht.
Ein beeindruckendes Beispiel fand ich vor vier Jahren in Hildesheim. An der Apsis des Doms entdeckte ich einen riesigen Rosenstrauch. In einem Reiseführer las ich, dass der wunderbare Strauch 1000 Jahre alt ist und jedes Jahr neue Zweige, Blätter und Blüten treibt. Als im zweiten Weltkrieg Bomben den Dom in Brand setzten, wurde der Rosenstock scheinbar vernichtet. Doch wie durch ein Wunder wuchsen nach einiger Zeit aus seiner Wurzel neue Triebe. Auf diese Weise wurde der Rosenstock ein eindrucksvolles Zeichen von Hoffnung und Vertrauen, wie wir Menschen sie brauchen, um auch sehr schwere Zeiten zu bestehen.
Bleiben Sie im Vertrauen. Ihre Anke Lublewski-Zienau