EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Barmherzigkeit

Liebe Leserin und lieber Leser!

 

Einmal wurde Jesus von einem Mann gefragt, was er denn tun müsse, um das ewige Leben zu ererben.

Pastorin Birgit Hasenberg ist Gemeinschaftspastorin im Westfälischen Gemein-schaftsverband

Jesus fragt daraufhin, was in Gottes Geboten steht. Und dieser zitiert aus der Heiligen Schrift: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18) – Doch als Jesus ihn dann nur schlicht auffordert, er solle genau das tun – und dadurch leben, war dem Mann das vielleicht zu einfach. Er hakt nach: Wer ist denn mein Nächster? - Und diese Frage beantwortet Jesus, indem er eine Geschichte erzählt. Die Geschichte von dem Mann, der auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unter die Räuber fällt – und der offensichtlich Hilfe braucht. Doch ein Priester und auch ein anderer Bediensteter am Tempel, die denselben Weg gingen, sahen den Mann und haben ihm nicht geholfen. Ein Samaritaner, der auch des Weges kam, sah den blutenden Mann und es jammerte ihn. Er kümmerte sich um den Verletzten und sorgte dafür, dass er in einer Herberge wieder zu Kräften kommen konnte.

»Wer ist dem, der unter die Räuber gefallen ist, der Nächste geworden? « – fragt Jesus dann den Mann. Und der antwortet: »Der die Barmherzigkeit an ihm tat. «

Diese Erzählung Jesu hat seitdem immer wieder Menschen angerührt und heraus-gefordert. Einer davon war auch Martin, der spätere Bischof von Tours, an dessen Gedenktag am 11.11. sich gerade viele Kinder mit so manchem Laternenumzug erinnern.

Martin war ab 334 n.Chr. als Soldat der Reiterei der Kaiserlichen Garde in Amiens stationiert. Die Gardisten trugen über dem Panzer einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, der im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert war. An einem Tag im Winter begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem bedürftigen Mann. In der folgenden Nacht, so wird erzählt, ist ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte. Ganz im Sinne von Lukas 10,25-38 erweist sich Martin hier als Jünger Jesu. Er teilt, was er gerade hat, um einem anderen Menschen zur Hilfe zu kommen. Genau so ist er barmherzig – und bis heute ein Vorbild, an das wir Jahr für Jahr erinnert werden.

Und – wer weiß, vielleicht entdecken wir ja auch mal wieder unsere barmherzige Ader im Umgang mit unseren Mitmenschen? Im Sinne Jesu wäre das auf jeden Fall.

  

Gott befohlen,

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg