Wer will, kann die Schönheit der Natur entdecken und genießen. Wer will, kann auch im Sommer sogar ein wenig Sorglosigkeit lernen. Aber sie erschließen sich nicht von selbst. Es ist nicht jedem Menschen von sich aus gegeben, die Schönheit der Natur oder die Sorglosigkeit in der Schöpfung zu entdecken oder zu genießen. Was passiert denn immer wieder beim Essen in freier Natur, wenn eine Wespe angeflogen kommt? Während Gertrude in Panik gerät, schaut Friedrich-Wilhelm dem Insekt mit dem “yellow jacket” - (gelbe Jacke) wie in Amerika gesagt wird - interessiert zu. Die Eine ist nervös, der Andere empfindet “die Freud in dieser lieben Sommerzeit.”
Woran hat Friedrich-Wilhelm Freud(e)? Nur an und in der Natur? Oder auch im Blick auf Gott? Wie Paul Gerhardt: “Suche Freud (...) an deines Gottes Gaben.” Ist die Wespe eine Gabe Gottes? Zähneknirschend gibt das Gertrude zwar zu. Aber auch wenn Friedrich-Wilhelm ihr die Bedeutung der Wespe in der Ökologie zu erklären versucht, so hätte sie doch persönlich auf diese Gabe Gottes gerne verzichten können. Und sie ist sich sicher, dass auch Friedrich-Wilhelm sofort seine Meinung ändern würde, wenn er von der Wespe gestochen würde. Sie dagegen würde sich sofort an Gottes Gabe erfreuen, wenn sie endlich davon fliegen würde und sie in Ruhe ließe.
Schön und bedrohlich zugleich - so ist die Natur. Auch dann, wenn sie als Schöpfung Gottes geglaubt wird. Die Natur selbst gibt leider keinen für alle Menschen eindeutigen Hinweis auf einen Schöpfer. Doch einen wichtigen Hinweis gibt der, der gesagt hat: “Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, sollte er das nicht viel mehr für euch tun?” In der Bergpredigt lenkt Jesus von Nazareth den Blick der Augen seiner Hörerinnen und Hörer auf die Natur und den Blick der Herzen auf das Wirken Gottes an und für die Menschen. Wie sehr kann ich mich doch an der lieben Sommerzeit freuen, weil ich weiß, dass Gott der himmlische Vater ist, der für mich sorgt, mich versorgt und damit meine Sorge vertreibt. Und so mache ich es, wie es Paul Gerhardt seinem Herz empfohlen hat: “Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.” Mir und dir, für mich und für Sie, liebe Leserin und lieber Leser, handelt Gott.
Viel Freude im Sommer wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Uwe Hasenberg