Lachende Kühe gibt es auf französischen Käsepackungen, aber nicht auf der Weide. Vielleicht ist das Lachen doch ein menschliches Privileg. Wer über etwas lacht, hat Abstand zu den Dingen, muss also ansatzweise abstrakt denken können. Es geht uns besser, wenn wir lachen können, denn das Leben ist ernst genug.
Rätselhaft finde ich dann nur: Wenn das Evangelium eine Frohe Botschaft ist, warum kommt so wenig Lachen in der Bibel vor? Wo es erwähnt wird, ist es auch schon einmal negativ. Sara lachte, als die Gäste im Zelt ihrem Mann erzählten, dass Abraham und sie im höheren Alter noch ein Kind bekämen. Es wird ein bitteres Lachen gewesen sein, das ihr da entglitt. Der Sänger von Psalm 1 lobt den, der nicht im Kreis der Spötter sitzt. Es ist übelster Zynismus, dass die Soldaten lachen, als sie Jesus eine Dornenkrone aufsetzen.
Jesus selbst war zwar kein Kind von Traurigkeit. Seine strengen Gegner nannten ihn einen Fresser und Weinsäufer, aber eine Geschichte, in der er gelacht hätte, fällt mir nicht ein. Da gibt es allenfalls die Verheißung "Selig, die ihr jetzt weint. Ihr werdet lachen." (Lukas 6,21b)
Es geht um Humor in der Seelsorge. Und der ist grenzwertig. Es kann gut tun, über das eigene Ungeschick zu lachen, wenn man einen so genannten dummen Unfall hatte.. Was aber lustig und was geschmacklos ist, bestimmt nicht der Erzähler des Witzes, sondern allein das Opfer. Genau deswegen sind "Verstehen Sie Spaß" und "Mensch ärgere nicht" doppelt gemein, weil die Opfer auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen müssen.
Wir haben im Fernsehen eine Comedy-Kultur der Schadenfreude entwickelt, die mitunter Grenzen verletzt oder geschmacklos ist. Wir lachen stets über andere, selten über uns selbst. Ich finde nicht, dass alles, was beleidigt und verletzt, mit der Pressefreiheit gerechtfertigt werden kann. Das gilt selbst dann, wenn das Opfer ein unbeliebter Politiker ist. Es geht häufig nicht mehr um Spaß, sondern darum, die Schwächen anderer zu benutzen, um eigenes Selbstbewusstsein entweder erst aus dem Nichts zu produzieren oder zu steigern.
Einen selbstbewussten Menschen erkenne ich daran, dass er souverän genug ist, um über sich selbst lachen zu können. Menschen hingegen, die sich im Grunde genommen selbst nicht mögen, haben keine Selbst-Ironie. Und hier bin ich endlich beim Kern des christlichen Glaubens angelangt. Was traditionell auf Kirch-Sprech "Rechtfertigung aus Gnaden" heißt, bedeutet umgangssprachlich: Ich bin von Gott geliebt und darf mich deshalb auch selbst mögen, obwohl ich Fehler habe und mache. Wer das nicht nur mit dem Kopf glaubt, sondern auch mit dem Zwerchfell, kann sogar über sich selbst lachen. Erst nachdem ich liebevoll über mich selbst gelacht habe, darf ich auch liebevoll über andere schmunzeln.