Und dann saß ich in der Kirche. Wir waren zu viert: mein Kollege, unser Organist und unser Techniker und ich. Wir waren alle ein bisschen aufgeregt und drehten Szene für Szene. Aber doch nicht wie im Film. Wir haben tatsächlich miteinander Gottesdienst gefeiert, uns ansprechen lassen von der Osterbotschaft und miteinander gebetet. Das hat mir richtig gut getan. Und ich bin mir sicher, dass es auch für alle vor den Bildschirmen möglich sein wird, sich als Teil dieser Gemeinschaft zu fühlen und wir somit doch als Gemeinde zusammen kommen. Das war mein erstes kleines Osterwunder.
Das nächste geschah direkt als ich nach Hause kam: Auf dem Küchentisch lag Osterpost für mich und mein Anrufbeantworter blinkte. Es waren liebe Ostergrüße von meiner Gemeinde und meinen Frauenhilfsschwestern. Noch bis in den Nachmittag hinein klingelte das Telefon. Selbst die Dame, die ich eigentlich anrufen wollte, kam mir zuvor und meldete sich bei mir. Ich fühlte mich getragen.
Ostersonntag nach dem Fernsehgottesdienst standen wir dann mit der Familie auf unserem Balkon. Doch noch bevor wir mit dem Osterchoral „Christ ist erstanden“ beginnen konnten, wurde er uns schon aus einem anderen Garten entgegengespielt. Unsere Nachbarn kamen in die Gärten oder öffneten ihre Fenster. Wir winkten einander zu und wünschten uns frohe Ostern. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. „Christ ist erstanden“ – die frohe Botschaft ging von Haus zu Haus.
Als ich mir anschließend ein Osterlicht aus unserer Kirche abholte, staunte ich nicht schlecht: Einige Leute hatten extra Windlichter mitgebracht, um sie jemandem vor die Tür zu stellen. Und noch etwas war anders als ich vermutet hatte: Ich zündete meine Kerze nicht selbst an der Osterkerze an, sondern mein Kollege tat das für mich und reichte mir die Kerze mit den Worten: „Der Herr ist auferstanden.“ Mir blieb es nur zu antworten: „ Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Als ich das Licht zu meinen Eltern brachte, nahm meine Mutter es entgegen und reichte es mit denselben Worten an meinen Vater weiter. Auch das Osterlicht ging von Haus zu Haus, von Mensch zu Mensch. Ich war nur ein winziges Glied in dieser Kette.
Ein Ass hatte ich aber noch im Ärmel. Darauf würde bestimmt niemand anderes kommen. Ich wollte mit Straßenkreide „Christ ist erstanden“ auf die Straße schreiben und so den vielen Spaziergängerinnen und Spaziergängern einen Ostergruß mit auf ihren Weg geben. Doch was soll ich sagen: Als ich mit meiner Kreide vor die Tür trat, kam mein Sohn von der Hunderunde zurück. „Mama, du wirst es kaum glauben. Überall auf der Straße steht: Jesus lebt.“
Ostern war wirklich in diesem Jahr ganz anders. Wunderbar anders! Vielen Dank an alle Osterbotinnen und Osterboten!
Ihre Sandra Thönniges