EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Ach du lieber Gott“

Wie oft sagen wir das, wenn etwas Schlimmes passiert ist, aber auch wenn ganz unerwartet etwas Schönes geschehen ist. In vielen anderen ähnlichen Redewendungen kommt der "liebe Gott" immer wieder zur Sprache.

Pastor Bauer betreut in seinem Ruhestand u.a. das Haus Maria Frieden als Seelsorger. Vor 28 Jahren gründete er zusammen mit Helga Grams das Ökumenische Hospiz Emmaus.

Wenn wir die Bibeltexte der katholischen Liturgie des vergangenen Sonntags ( Lukas 12,49-53) und dieses Sonntags ( Lukas 13,22-30) anschauen, dann zeigt sehr deutlich, dass das Wort „der liebe Gott“ eher ein Spitzname ist, für jemanden, den man nicht ganz ernst nehmen muss.

Gott ist nicht der „liebe Gott“ sondern ein liebender Gott. Wo es aber um Liebe geht, da muss man sich gegenseitig achten und ernst nehmen.

Ernst nehmen! Am vergangen Sonntag hörte sich der liebende Gott so an: „Meint ihr, ich sei gekommen Frieden zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden sondern Spaltung.“ Ernst nehmen hat etwas mit Entscheidung und Entschiedenheit zu tun. Da ist Schluss mit Lustig, da gilt es, Position zu beziehen.

An diesem Sonntag wir der „liebe Gott“ erneut entzaubert. Da ist von Menschen die Rede, die „gerettet werden“ wollen. In unserem üblichen Sprachgebrauch würden wir sagen: die in den Himmel kommen wollen. Aber die werden abgewiesen. Gott sagt: „Ich weiß nicht woher ihr seid.“ Die Leute antworten: „Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken. Du hast auf unseren Straßen gelehrt.“ Das klingt wie der olympische Gedanke: „Hauptsache, dabei gewesen.“

Dabei gewesen zu sein, ist zu wenig für eine lebendige Beziehung, erst recht wenn es um Liebe geht.

Es geht um Liebe, nicht um brav, gehorsam und nett sein. Es geht darum, den anderen – Gott – und sich selbst ernst zu nehmen. Das ist Interesse am anderen, das bedeutet Freude am andern ebenso, wie an ihm zu leiden. Das ist Leidenschaft im Ja und im Nein zu Gott oder auch zur Kirche.

Auch ein Ringen, das im Nein endet, ist eine lebendige Beziehung. Um diese Menschen würde ich mir keine Sorgen machen; denn da sucht und fragt jemand nach dem Sinn und Ziel seines Lebens. Da vertraue ich dem liebenden Gott: „Wer sucht, der findet.“ So ein leidenschaftliches Suchen findet erfülltes Leben, das wert ist, erhalten und vollendet zu werden.

Gedanken mache ich eher um jene, die sich selbst nicht ernst nehmen, denen alles egal ist.

Ich wünsche Ihnen Hochachtung vor sich selbst.

Ihr Ulrich Bauer