EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Das Licht eines neuen Tages

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

in diesen Tagen des Dezembers nehme ich das Licht viel intensiver wahr als zu anderen Zeiten. An einem klaren, wenn auch kalten, sonnigen Wintertag kommt mir die Sonne viel heller vor als an so manchem schönen, warmen Sommertag. Das mag natürlich am Kontrast liegen. Denn es gibt schließlich auch viele graue Tage, an denen es so aussieht als würde es überhaupt nicht hell werden.

 

Pastorin Birgit Hasenberg ist Predigerin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

  

 

Wenn ich dann morgens lausche und schaue, ob wieder einmal der Schneeräumdienst von Nöten ist, blicke ich zum Himmel und suche das Licht, dass sich durch die Dämmerung Bahn bricht.

Dabei kommen mir Verse von Jochen Klepper in den Sinn. Verse, die Klepper im Advent 1937 gedichtet und 1938 in seinem Gedichtband „Kyrie“ veröffentlicht hat. Die Verse wurden 1939 von Johannes Petzold vertont. Ab den 50er Jahren haben sie Eingang in die evangelischen Gesangbücher gefunden: “Die Nacht ist vorgedrungen,  der Tag ist nicht mehr fern. / So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. / Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. / Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein. //  Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! / Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf / von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah. / Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah. // Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. / Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. / Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, / von Gottes Angesichte, kam euch die Rettung her.“ (Evangelisches Gesangbuch 16,1+3+4)

Das sind Worte von einem Menschen, der um die Not der Dunkelheit in seinem Leben sehr wohl weiß, der selbst oft genug „zur Nacht geweinet“ hat.

Diese Worte zum Advent kommen nicht mit lauten Fanfarenstößen daher, nicht im grellen Scheinwerferlicht. Doch sind sie  voller leiser Hoffnung auf den neuen Morgen.

Jochen Klepper gelingt es über die Zeiten hinweg denen eine Stimme zu leihen, die – durch welche Umstände auch immer – in ihrem Herzen voller Sorge sind; die sich dem Jubel und Trubel gerade auch dieser geschäftigen Adventszeit zumindest innerlich entziehen wollen. Er nimmt die Not Ernst. Doch bleibt er dabei nicht stehen. Er verweist auch auf den, dessen Kommen in die Welt wir an Weihnachten feiern: er verweist auf das Kind im Stall, auf den Gottes Sohn.

Das spricht mich in diesen Tagen an, die bei vielen so oberflächlich dahin rennen. Es fordert mich aber auch heraus, die tieferen Gefühlsdimensionen bei so mancher Begegnung erst einmal auszuhalten. Doch dann will ich auch auf das Wort Gottes achten „als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ (Die Bibel: 2. Petrus 1,19) Und ich will mich wirklich freuen auf das Licht eines neuen Tages, den ich  - ob er nun sonnendurchflutet oder trübe ist - bewusst aus Gottes Hand nehme.

  

Eine gute und gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen,

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg