Im Fernsehen kommen der Reihe nach Karnevalssitzungen und -musik. Vielleicht gehört die Flucht ins Sauerland zu Ihrem jährlich wiederkehrenden Ritus. Ich weiß, Sie brauchen zum Lachen keinen Anlass – noch nicht mal einen Keller. Sie können mit dem Getue um Karneval einfach nichts anfangen und mit der anschließenden Fastenzeit schon gar nicht.
Das ist völlig in Ordnung. Sogar mir als gebürtigem Kölner geht es manchmal so, dass mir die Karnevalsmusiker zu laut und die Texte zu flach sind. Wir Christen sind uns im ökumenischen Kontext ebenso nicht ganz einig, ob wir für oder gegen den Karneval sein sollen. Da gibt es die uns bekannten heidnischen Ursprünge. Aber da gibt es eben auch die untrennbare Verbindung zum Fasten und zum Lebensrhythmus der Menschen. Der hat sich in den letzten Jahrzehnten sowieso enorm gewandelt. Die Verbindung zu den religiösen Festen in den Jahreszeiten ist lockerer geworden. Selbst Weihnachten wird von Manchen nicht mehr gefeiert. Eine große Errungenschaft unserer Zeit ist, dass es diese Unterschiede geben darf und eben nicht alle das gleiche feiern müssen. Ich wünsche Ihnen einfach, dass das, was den Karneval ausmacht, in Ihrem Leben Platz findet:
- sich selbst auf die Schippe nehmen können
- das eigene Leben mal aus einem anderen Standpunkt aus betrachten
- die Gemeinschaft mit anderen pflegen
- nicht nur die anderen machen lassen, sondern sich selbst in die Gesellschaft einbringen
- Zwischen Ausgelassenheit und Konzentration eine Verbindung herstellen
- Tanz und Freude, auch gerne ohne Alkohol
- Leben mit Haut und Haar
- Leben mit Gott
Ich bin davon überzeugt, der Himmel ist ein Festmahl. Und es schadet nicht, dafür auf Erden schon mal ein wenig zu üben.
Ihr
Norbert Dudek