Die meisten von uns sind als Säuglinge getauft worden. Ich selbst habe über meinen Taufspruch und mein Taufdatum erst mit 18 Jahren nachgedacht. Ich brauchte eine schnöde Bescheinigung für das Landeskirchenamt, dass ich getauft war. Ich wollt ja Theologie studieren, da musste ich doch wenigstens belegen können, dass ich in die Kirchenmitglied bin. Und das war ich durch die Taufe. Ich glaube, die wenigsten von Ihnen kennen ihren Tauftag. Deshalb hat sich auch bei uns Evangelischen immer mehr der Brauch durchgesetzt, bei der Taufe den Familien eine Taufkerze zu überreichen. Ich empfehle immer, sie wenigstens am Tauftag des Kindes einmal kurz anzuzünden. Denn jedes Kind kennt seinen Geburtstag - aber kaum eines seinen Tauftag.
Früher war das etwas anders. Zu Luthers Zeiten wurden die Kinder meist am Tag nach der Geburt getauft und erhielten oft den Namen nach dem Heiligen des Tages. Weil Martin Luthers an einem 11. November getauft worden ist, erhielt er den Namen von jenem St. Martin, der uns noch heute durch die Mantelteilung und die Martinszüge bekannt ist. Martin Luther zumindest nützte die Tauferinnerung als Erwachsener noch sehr viel. Immer wenn er sich in Ängsten und Gefahr wusste, soll Luther der Überlieferung nach drei Worte auf seinen Schreibtisch geschrieben haben: „Ich bin getauft“. Das verdrängt zwar nicht ganz die Gefahren, gibt aber die Gewissheit, in jedem Falle ein Kind Gottes zu sein und unter seinem Schutz zu stehen. Eine Erinnerung daran, dass wir als Kinder Gottes durch das Leben laufen, gäbe wohl jedem getauften Christen Geborgenheit. Denn nicht umsonst ist der beliebteste Taufspruch, den die Eltern selbst für ihre Kinder aussuchen „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91,11)
Ihr
Dirk Küsgen