Auf dem Instagram-Kanal @ichbinsophiescholl wird die Widerstandskämpferin aus den Geschichtsbüchern herausgeholt ins mediale Leben für junge Menschen. In Posts und Filmausschnitten lässt Sophie Scholl die Nutzer*innen ihres Kanals an ihrem Alltag im Kriegsjahr 1942 teilnehmen und tritt im Chat ins Gespräch darüber: der Beginn ihres Studiums, ihre große Liebe zu Fritz, ihre Entwicklung zum Widerstand und vieles mehr. Sophie Scholl hat in Briefen und Aufzeichnungen von Ende 1937 bis zu ihrer Hinrichtung der Nachwelt viel historisches Material hinterlassen, das jetzt in dieses Projekt einfließt. Die Instagram-Serie wird von SWR und BR produziert und hat innerhalb weniger Tage bereits eine halbe Million Nutzer*innen – damit hat niemand gerechnet. Im Folgenden zitiere ich Auszüge aus einem Post vom 9.05.21, damit Sie eine kleine Vorstellung davon bekommen: „Ich wünsche mir eine Zeit ohne Krieg, ohne Nationalsozialisten! Vom Wünschen und Hoffen und sich auf`s Schicksal verlassen ändert sich aber nichts. Wie könnte man von seinem Schicksal erwarten, dass es einer gerechten Sache den Sieg gebe?... Ich muss ins Handeln kommen!“
Mich beeindruckt diese Idee enorm, und ich finde sie großartig. Uns allen ist klar, dass die Zeit des Nationalsozialismus mit seinem Schrecken niemals wiederkommen darf. Und da gefällt mir dieses Stilmittel enorm. Damit bin ich nicht alleine. An ihrem ersten Geburtstag als Studentin kann Sophie Scholl nicht nach Hause fahren und bekommt deshalb ein Geburtstagspaket von ihrer Mutter. Darüber sind bisher bereits 905 Nuzer*innen mit ihr in Kontakt getreten. So geht heute Geschichtsunterricht, der uns daran erinnert, gegen Ungerechtigkeit was zu tun und damit ins Handeln zu kommen.
Wann haben wir das letzte Mal unseren Mund geöffnet, um für jemanden einzustehen, der ungerecht behandelt wurde?
Ihre Sabine Placke