EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gottes Fürsorge

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

in der vergangenen Woche war ich zu einer Fortbildung auf Spiekeroog. Dort ging es um das Thema Achtsamkeit. Mit einigen Aufgaben schärften wir unsere Sinne. Da sollten wir zum Beispiel bei einem Spaziergang nur auf das Riechen achten, beim nächsten nur auf das Hören. Es ging darum, einmal ganz im Hier und Jetzt zu sein und nicht immer schon mit den Gedanken in der Zukunft oder mit irgendwelchen Problemen beschäftigt.

 

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau ist Seelsorgerin an der Klinik Königsfeld

  

 

Bei einem dieser Spaziergänge, es war ein Tag, an dem wir schweigen sollten - sogar beim Essen - landete ich in einem wüstenähnlichen Teil der Insel. Dort gab es wunderschöne Muscheln, aber viele von ihnen waren angeschlagen. Als ich das sah, dachte ich an den Weg des Propheten Elia durch die Wüste und an sein Angeschlagensein, über das ich sonntags gepredigt hatte. „Nimm meine Seele“, hatte Elia zu Gott gebetet, „dass ich mich nicht länger quäle“. Aber Gott schickte ihm nicht den Tod, sondern einen Engel. Der berührte ihn, gab ihm zu essen und zu trinken, ließ ihn schlafen und stärkte ihn dann noch einmal. Und am Ende stand Elia wieder auf.

Bei meinem Spaziergang im Schweigen und in der Stille dieser wüstenähnlichen Landschaft, musste ich daran denken, wie die Geschichte von Elia weiter ging: Er kam zum Berg Horeb, der Wohnung Gottes, wie man sagte. Elia setzte sich an den Eingang einer Höhle. Er sehnte sich danach, Gott selbst zu begegnen. Und er fragte sich: Ist Gott wirklich hier? Wird er sich wohl zeigen?

Und dann war es so weit. Es kommen nacheinander ein Sturm, ein Erdbeben und ein Feuer. Aber in all dem, war Gott nicht zu erkennen. Wenn man diese Naturbilder auf unser Leben überträgt, dann heißt das wohl: Gottes Nähe oder Ferne zeigen sich nicht in den äußeren Ereignissen, nicht einfach in Glück oder Unglück, auch nicht in Gesundheit oder Krankheit. An all diesen Erschütterungen kann kein Mensch ablesen, wie nah oder fern ihm Gott ist.

Gott erschien auf dem Berg Horeb nämlich im Unvermuteten: er erschien im Säuseln eines Windhauchs. Es ist eine andere Weise berührt zu werden: mit Behutsamkeit hat es zu tun. Diese Geschichte erzählt, wie Gott seine Nähe im Zarten und Liebevollen zeigt.

Und noch etwas Bemerkenswertes erzählt diese Geschichte: Es blieb Elia nichts anderes übrig, als aus seiner Höhle hinter Gott herzuschauen und sich jedes Mal neu zu fragen, ob, wo und wie Gott in der Naturerscheinung zu erkennen war – so wie auch wir oft erst im Nachhinein, erst in der Rückschau und im Erinnern etwas von der liebevollen Begleitung Gottes bemerken. Erst im Hinterherschauen lässt sich Gott erkennen und manchmal entdeckt man ihn dort, wo man sein Wirken gar nicht erwartet hat.

Bei meiner Wanderung in der Stille dachte ich daran, dass auch wir oft angeschlagen sind, wie Elia es war. Da ist es tröstlich, zu wissen, wie fürsorglich Gott ist. Er wirkt im Stillen und im Unvermuteten.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche

Ihre

 

Anke Lublewski-Zienau