EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Es ist der Mensch, der Blut vergießt, nicht die religiöse Überzeugung.

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

in den vergangenen Tagen wurden sichtbare symbolische Schulterschlüsse vollzogen. Die Politikerinnen und Politiker schlossen die Reihen, als sie durch Paris zogen und sich gegenseitig einhakten; Seite an Seite. Die Bürger sahen dabei den israelischen Regierungschef Netanjahu auf der einen Seite gehen, den palästinensischen Präsidenten Abbas auf der anderen Seite und zwischen ihnen der französische Präsident und die deutsche Kanzlerin. Die israelisch-palästinensischen Konflikte ruhten. Warum nicht für immer?

 

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

 

In Berlin war am Brandenburger Tor ein anderer Schulterschluss zwischen den abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam praktiziert worden. Es wurden deutliche Töne gefunden und die Gewalt gegen Menschen im Namen einer religiösen Ideologie wurde scharf verurteilt. Das war längst überfällig, dachten und denken viele. Denn es gelte doch, das hohe Gut der Freiheit zu bewahren und zu gewähren.

  

Doch das, was als längst für überfällig gehalten wurde, war eigentlich nichts Neues. Das gab es schon, als die Freiheit vor mehr als 3000 Jahren gefeiert werden konnte. Damals verließ ein versklavtes Volk Ägypten unter der Führung des Mose und im Auftrag Gottes. Mose führte die Hebräer an den Berg Sinai. Dort brachte Gott der HERR sich selbst dem befreiten Volk in Erinnerung und erinnerte sie daran, dass er es war, der ihnen den Weg in die Freiheit ermöglichte. Für das Leben in Freiheit aber gab er seinem Volk 10 Gebote. Eines der 10 Gebote lautete: “Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen!” (“2. Mose 20,7a)

  

Zu allen Zeiten und an allen Orten muss diese Voraussetzung für ein Leben in Freiheit immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Denn aus Geschichte und Gegenwart wissen wir, wie oft der Name des Gottes Abrahams und seiner Nachkommen missbraucht worden ist und wird. Viele Kritiker werfen deshalb den Religionsgemeinschaften vor, dass in ihrer Gottesbeziehung Gewalt gegen Menschen legitimiert werde. Manche meinen sogar ohne Religion wäre die Welt friedlich. Dabei wird verkannt, dass keine religiöse Lehre und Überzeugung den Menschen aus der Verantwortung für sein böses Denken, Sprechen und Tun entlässt. Vielmehr heißt es schon in den ersten Kapiteln der Bibel: “Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen” (1. Mose 6,5+6). Für menschenverachtenden Fanatismus, für Lieblosigkeit, Mord und Zerstörung, für Unterdrückung und Misshandlung, für Fremdenhass und Ausgrenzung gibt es keine religiöse Begründung, die Gott wohlgefällig wäre. Es ist der Mensch, der Blut vergießt, nicht die religiöse Überzeugung. Die Schulterschlüsse haben ohne Worte dieses bekannt. Und unser christliches Bekenntnis, das sich in ähnlichen Worten auch in anderen religiösen Überzeugungen findet, ist das, was Jesus sagt: “Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.” (Matthäus 7,12).

  

Gottes Segen wünscht Ihnen Ihr Pastor Uwe Hasenberg