Er dient mir als Mahnung und Warnsignal. Ich sterbe von Innen, wenn ich immer Alles runter schlucke, ich kann daran ersticken, mir fehlt die Luft zum Atmen. Vielleicht fallen Ihnen gerade auch solche Situationen ein, in denen sie einen dicken Hals bekommen, kurz vorm Platzen stehen. Wie verhalte ich mich in solchen Momenten? Wir Christen sind aufgefordert unser Leben nach dem Leben Jesu auszurichten, ihm nachzufolgen. Da fällt mir direkt die Geschichte der Tempelreinigung ein, in der Jesus die Händler und Geldwechsler mit einer Geisel aus dem Tempel vertrieb, ihre Tische zerlegte und richtig wütend wurde. Eine Verhaltensweise, die eigentlich gar nicht zu Jesus passt – dieser friedvolle, barmherzige, vergebende Jesus. Dieser Mann ist ausgerastet, liebe Leserinnen und Leser und alle vier Evangelisten berichten davon. Sein Fass ist übergelaufen. Bis hierher und nicht weiter, der Tempel ist das Haus seines Vaters, ein Haus des Gebetes. Schluss! Raus mit Euch!
Kann ich mir dieses Verhalten Jesu zum Vorbild nehmen? Ja, kann ich und muss ich, denn ansonsten sterbe ich von Innen. Bei Begebenheiten, in Beziehungen, wo Grenzen überschritten sind, wo meine Person und meine Würde mit Füßen getreten wird und ich Verletzungen davon trage, wo andere Menschen ungerecht behandelt werden, da muss ich mich wehren, da brennt meine Seele, da kann ich nicht mehr schlucken, da muss ich mein Innerstes nach außen kehren. Herbert Grönemeyer drückt es in seinem Lied so aus: „Es tut so gut, wenn dir die Seele brennt, du auf die Straße rennst und du zeigst, es geht dir nicht gut, dass dir der Kopf zerspringt und du weißt, dass du was tun musst.“
Tun wir was liebe Leserinnen und Leser! Ja, natürlich auch für andere, im Sinne der Gottes- und Nächstenliebe, aber tun wir auch was für uns, im Sinne der Selbstliebe, denn du sollst Gott und den Nächsten lieben wie dich selbst. Vergessen wir das nicht!
Burkhard Uhling
Unsere Webandachten erscheinen auch als Sonntagsgedanken in der WAP. Bisher haben nur Evangelische Autorinnen und Autoren ihre Sonntagsgedanken veröffentlicht. Seit kurzem beteiligen sich auch katholische Schwestern und Brüder. Im Zeichen der Ökumene veröffentlichen wir hier gerne den Beitrag von Burkhard Uhling, der am letzten Samstag in der WAP erschienen ist.