EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Rede nicht, bevor . . .

oder auch so: schwärme nicht von Gott, bevor . . . . Es ist ja so herrlich, die Größe und Nähe Gottes zu erfahren und sich in seinem Glauben an Jesus so sicher zu sein.

 

Pastor Bauer betreut in seinem Ruhestand u.a. das Haus Maria Frieden als Seelsorger. Vor 29 Jahren gründete er zusammen mit Helga Grams das Ökumenische Hospiz Emmaus.

Vielleicht kennen ja einige die Redeweise: „Jetzt wollen wir drei Hütten bauen.“ Das Wort stammt aus der Bibel und bezieht sich auf das Evangelium in den katholischen Gottesdiensten dieses Sonntags (Matthäus 17,1-9).

Den drei Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes wird diese eben angedeutete Erfahrung geschenkt. Jesus nimmt sie mit auf einen Berg, dort erleben sie, wie Jesus in seiner göttlichen Größe und Herrlichkeit sichtbar wird und mit Kronzeugen des jüdischen Glaubens nämlich Mose und Elia redet. Überwältigend! Das soll so bleiben, das wollen die Jünger festhalten und sagen deshalb: Hier wollen wir drei Hütten bauen, für Mose, Elia und für dich, Jesus; denn wer ein Haus hat, der ist ziemlich gebunden, da weiß man wo er ist, wie er zu erreichen, da steht er immer zur Verfügung. Diese Nähe Jesu und die Gewissheit, dass sie mit ihrem Glauben an ihn richtig liegen, wollen sie festhalten.

Aber das ist so wirklichkeitsfremd! Großartige Ereignisse sind wertvolle Höhepunkte aber kein Dauerzustand. Für diese Erfahrung braucht man nicht einmal einen Gott.

Als Jesus nach diesem Erlebnis mit den Jünger den Berg verlässt, ins Tal hinabsteigen, in den Alltag, sagt Jesus zu ihnen: „Redet nicht drüber, bevor der Menschensohn (ich) von den Toten auferstanden ist.“ Im Klartext heißt das dann auch: bevor ich nicht gestorben bin. Denn ohne die Erfahrung von Tod und Scheitern ist das Reden von Auferstehung, von der Erlösung, von einem Neuanfang, von Vergebung und der Liebe Gottes zumindest problematisch, wenn nicht gar unglaubwürdig. Was sollen die Menschen mit einem Gott, mit Jesus, der an der entscheidenden Not der Menschen vorbeigelebt hätte, der keine Ahnung davon hat, was Scheitern, Schuld und Tod mit einem Menschen machen.

Wenn es schon zur Glaubwürdigkeit Jesu dazu gehört, das am eigenen Leib erfahren zu haben, dann haben wir als Christen keinen Grund, diesen Teil unseres Lebens zu verleugnen und selbstherrlich von uns als einer heiligen Kirche zu reden. Aber wir haben das geschenkte Recht, mit unserer Unheiligkeit zu leben. Das Ja Jesu gilt den Unvollkommenen. Andere gibt es ja nicht.

Ich wünsche Ihnen, dass jemand zu Ihnen Ja sagt und Sie das annehmen können.

Pastor Ulrich Bauer