EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Tüchtige Frauen

„Der Fluch einer tüchtigen Frau ist, dass ihr niemand die Tür aufhält.“

Der Satz irritiert. Susan Sarandon soll das gesagt haben.

Marianne Funda ist Pfarrerin im Frauenreferat der Evangelischen Kirchenkreise Hattingen-Witten und Schwelm

  

 

Eine erfolgreiche US-Filmschauspielerin und  Oscarpreisträgerin, die oft unkonventionelle Frauen darstellt, z.B. eine Nonne, die einen Todeskandidaten spirituell begleitet oder eine Frau, die sich herausnimmt, ihre Freiheit mit Gewalt zu verteidigen. Sie verkörpert sowohl einfühlsame Verführerinnen als auch „taffe Weiber, die Kerle zu Männchen machen“, ihr gelingt es, „intellektuelle Tiefenschärfe und saftigen Sexappeal mühelos unter einen Hut“ (waz) zu bekommen. Natürlich werden dieser Frau im wirklichen Leben jede Menge reale Türen aufgehalten, was also meint sie und was ist für sie eine tüchtige Frau?

  

Auf letzteres könnte ihr politisches Engagement hinweisen. Sie ist eine liberale Rebellin, die sich traut, Grenzen zu überschreiten das schon büßen musste: mit einer Verhaftung, mit Verunglimpfungen in der Presse, mit einer Verbannung der Oscar-Academy. Sie ist gegen den Vietnamkrieg auf die Straße gegangen, hat sich für aidskranke Flüchtlinge und für die Rechte von Schwulen und Lesben eingesetzt und für Geschlechtergerechtigkeit gekämpft. „Klug“ und „schön“ sind für sie keine Gegensätze, sie lässt sich nicht auf eine Rolle festlegen.

  

Möchte so eine Frau denn überhaupt, dass ihr Türen aufgehalten werden? Bei mir ist es so: als jüngere Frau, geprägt von den 70er Jahren, habe ich es abgelehnt, dass  mir jemand die Tür aufhält oder in den Mantel hilft, nur weil ich eine Frau bin. Und heute bin ich von den immer wieder bemühten Klischees von Shopping-Queens und wehleidigen Machos  genervt.

  

„Der Fluch einer tüchtigen Frau ist, dass ihr niemand die Tür aufhält.“ Das kann auch leicht ironisch gemeint sein, selbstkritisch und sich dazu bekennend, dass auch eine emanzipierte Frau den  sog. kleinen Unterschied liebt.  Susan Sarandon spielt mit den herkömmlichen Rollen von Männern und Frauen, sie gibt dem Wort „tüchtige Frau“ eine neue Bedeutung und sie weist ohne erhobenen Zeigefinger darauf hin: wer sich nicht an die gesellschaftlich vorgegebenen Rollen hält, hat es schwer im Leben.

  

Dabei wird unser Leben doch bunter und interessanter, wenn wir Menschen nicht  in Schubladen stecken. Gerade wir Kirchenleute sollten das mit den Schubladen eigentlich lassen, denn in der Bibel wird immer wieder von Menschen erzählt, die ihre ihnen zugewiesene Rolle verlassen haben und doch ganz sie selbst geblieben sind. Z.B. von  Mose, dem zurückgezogenen Totschläger mit dem Sprachfehler, der zum Anführer seines Volks wird. Und  von Abigajil, Ehefrau eines grobschlächtigen Bauern, die mit dem gefährlichen Kämpfer  David verhandelt und ihm Avancen macht, um einen Krieg zu verhindern. Und von Jesus, dem Lehrer, der seinen Schülern wie ein Diener die Füße wäscht. Und von Maria, die kurz zuvor diesem Jesus mit sehr wertvollem Öl in aller Öffentlichkeit die Füße salbt. Und all diese Menschen wurden dabei von Gott begleitet  - und das ist, was zählt.

  

Also, liebe Männer und Frauen, lasst Euch ruhig mal in den Mantel helfen oder von einem aufregendem Gegenüber verführen, lasst öffentlich Tränen fließen oder breitbeinig eure Muskeln spielen – und wer was macht, soll jede und jeder selbst entscheiden.  Nur Mut!

wünscht Ihnen Marianne Funda