Manchmal komme ich mir vor, wie ein Kind, das den Anblick der streitenden Eltern nicht erträgt, es weint, aber es hat keine Macht, den Konflikt zu beenden.
Bei einem Treffen von Vertretern aller christlichen Gemeinden, sagte jemand: „Wenn wir etwas können, dann beten!“ Im ersten Moment klang das in meinen Ohren irritierend. So, als wären wir Gebetsprofis. Aber es war anders gemeint. Nicht in dem Sinn, dass wir Fachleute für die richtigen Worte sind, sondern so, dass wohl jeder von uns schon erfahren hat, wie befreiend es ist, all das Belastende vor Gott auszusprechen, herauszuklagen, herauszuweinen oder gar herauszuschreien.
Am vergangenen Montag haben wir uns mit vielen Menschen in der Christuskirche zum ökumenischen Friedensgebet getroffen. Es wurden Kerzen angezündet für die Opfer des Krieges. Mir gingen auch die Täter durch den Kopf, deren Herz und Verstand vor Hass und Fanatismus blind sind. Und die, die unter ihren Befehlen leiden und sie dennoch ausführen. Auch an meine eigene Schuld musste ich denken. Und ich habe gespürt, wie gut es tut, das Bedrückende mit anderen zu teilen. In diesem Moment war mir die Jahreslosung aus dem Johannesevangelium ganz nah: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!“ (Joh 6,37).
Ich lade Sie herzlich ein, beim nächsten Mal dabei zu sein. Am kommenden Montag um 18.30 Uhr. Diesmal in der Marienkirche!
Herzliche Grüße!
Ihr Pfarrer Uwe Rahn