EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Eis in den Herzen

Liebe Leserinnen und Leser,

 

am 31.10. haben wir uns an den Thesenanschlag, an den Beginn der Reformation erinnert. Martin Luther hat einen Versuch gestartet, seine Kirche zu reformieren. In sechs Jahren wird wohl wirklich ein Fest gefeiert werden: 500 Jahre Reformation. Vielleicht kommt dann der Papst noch einmal nach Deutschland. Vielleicht sind wir dann mit der Ökumene einen Schritt weiter.

 

Helmut Kirsch ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

    

 

Luther hatte sein persönliches Fragen nach Gott, nach dem „gnädigen“ Gott. Was bewegt die Menschen heute? Welche Sorgen haben sie? Was „wurmt“ uns? Und was wollen wir als Folge daraus verändert sehen?

Vor einer Woche (22.10) war in den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde dieser Text zu lesen:

„Eine geizige Welt schlittert in eine zweite, in eine soziale Klimakatastrophe – außen die Erderwärmung, innen die Eiszeit kalter Berechnung. Wenn alle aufhören, mit ihren Gaben zu geizen, seien sie materieller, seelischer oder geistiger Art, dann taut das Eis in den Herzen.“

   

Unglaubliche Gewinnsteigerungen und unanständige Hungerlöhne, riesige Privatvermögen und Staatenbankrott, immer größere Autos auf den Straßen und Kinderarmut, Freiheit und die Unfähigkeit, die Freiheit zu gestalten.

Es gibt großen Reichtum, aber die Menschen sind scheinbar nicht in der Lage, ihn für alle nutzbar zu machen. Die meisten von uns stehen davor und denken: Das System ist so, da kann man doch nichts machen. Vor allem: Da kann ich Einzelner doch nichts machen.

    

Martin Luther hat etwas entdeckt, was ihn gewurmt hat. Das wollte er verändern. Dass aus einer Gelehrtendiskussion eine Spaltung der Kirche werden würde, dass sich theologisch und politisch nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa verändern würde, soweit hat er nicht gedacht. Das wollte er nicht und das hätte er sich auch mit guter Phantasie gar nicht vorstellen können. Er wollte einen Mißstand beheben – und an diese Aufgabe ist er ganz allein herangegangen.

      

Es gibt nicht wenige Menschen, die sich auch heute an Veränderungen wagen. Ehrenamtlich werden Tafelläden betreut, es gibt Besuchsdienste, Schulaufgabenbetreuung und anderes mehr. Überall dort wird bereits Eis durchbrochen. Menschlichkeit wird gelebt, die Liebe Gottes zu den Menschen wird in das Handeln vom Mensch am Menschen umgesetzt.

     

Was fehlt noch? Warum werden es nicht viel mehr, die etwas verändern wollen?

Was stört Sie? Was wollen Sie ändern?

     

Ihr Pastor Helmut Kirsch