EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Hebammen für die Ewigkeit

Im Ambulanten Hospiz Emmaus lassen sich Ehrenamtliche intensiv schulen, um Sterbenden und Angehörigen zur Seite zu stehen. Es gibt angenehmere und leichtere Aufgaben. Was sind wohl deren Motive?

Pfarrer Dirk Küsgen ist Krankenhausseelsorger im Helios-Klinikum Schwelm

Die Hospizbewegung hat christliche Wurzeln. Zum unverzichtbaren Kernbestand christlichen Glaubens gehört aber der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben. In solchem Glauben ist der Tod nur Zwischenstation zu einem "Danach" bei Gott. Das hilft, die menschliche Ohnmacht gegenüber dem für alle unvermeidlichen Tod auszuhalten. Der Tod bleibt zwar mächtig, aber nicht mehr allmächtig. Er ist das irdische Lebensende, aber nicht das absolute Ende.

  

Nicht nur die Worte aus Jesaja 26,18+19 vergleicht den Tod mit der Geburt in ein anderes Leben. Wie der Säugling, die kleine, ihm bekannte und ihn bergende Welt des Mutterleibs verlässt, um in einen neuen, für ihn unbekannten, hellen und unfassbar großen Raum zu gelangen, so können wir uns auch unseren Durchgang vom irdischen zum himmlischen Leben vorstellen. Auf uns wartet unentdecktes Neuland. Dies ist unfassbar weit und hell. Aber es gibt Hände, die das neugeborene Kind empfangen und sozusagen hinüber geleiten.

  

Wie eine Geburt schmerzhaft ist, so auch das Sterben. Aber danach wird Freude herrschen. Bei unserer irdischen Geburt helfen Hebammen und unterstützen die Mutter, auch seelisch. Darf ich daraus schließen, dass die Sterbebegleiterinnen des Hospizes so etwas wie Hebammen des ewigen Lebens sind? Die Geburtshelferinnen können bei der Geburt nur helfen, die Hauptarbeit machen die Mutter und das Kind. So können auch die Sterbebeleiter den Angehörigen und Sterbenden nur zur Seite stehen. Dies aber haben sie gelernt und tun es aus tiefer innerer Überzeugung. Das wäre eine Erklärung, weshalb sich Menschen freiwillig für diese schwere Aufgabe entscheiden.

Dirk Küsgen