Kleine Erinnerungsstücke an einen schönen Urlaub, die lassen sich in unserer Wohnung finden. Nichts besonders Wertvolles, aber eben etwas, das meinen Mann und mich beim Betrachten an diesen Ort oder jene Begebenheit erinnert: da gibt es ein Salzkorn aus dem Toten Meer, einen Sanddollar vom Pazifik oder einen Golfball aus St. Andrews.
Voriges Jahr hatte ich mir einen besonders schön glänzenden Stein aus Norwegen mit nach Hause genommen. Als ich ihn fand, da strahlte er in verschiedenen Farben – und ich dachte: der muss mit. Also habe ich den Stein in meine Hosentasche gepackt und mit nach Hause gebracht.
Zu Hause wurde er offen in eins unserer Bücherregale gelegt, so dass ich den Stein und seine Schönheit immer mal wieder betrachten konnte.
Und wie das dann manchmal so geht, mit solchen Dingen – der Stein geriet bei mir in Vergessenheit. Als ich jetzt vor kurzem Mal wieder vor diesem Bücherregal stand, da lag da einfach nur ein dunkler Stein. Da war kein Glanz, keine besondere Farbe, nicht einmal die Form wirkte einladend. Ich war ein wenig schockiert. Was war nur passiert, dass dieser Stein, den ich so schön und schimmernd in Erinnerung hatte, jetzt so völlig langweilig anzusehen war? Warum nur hatte ich den mitgebracht?
Ich nahm den Stein, wischte Staub auf dem Bücherregal und ging mit dem Stein zur Terrasse. Ich wollte ihn einfach in die Büsche werfen, denn in meinem Flur hatte der nichts mehr zu suchen.
Als ich gerade ausholen wollte um ihn wegzuwerfen, da fiel mein Blick noch einmal auf den Stein. Ein Sonnenstrahl fiel auf den Stein – und der Glanz war wieder da. Das Farbenspiel auf seiner Oberfläche war wieder wunderschön.
Dem Stein hatte nur die Sonne gefehlt – an der Möglichkeit ein ganz besonderer Stein zu sein, hatte sich nichts geändert. Aber in meinem Bücherregal war es einfach zu dunkel, um das Funkeln des Steines zu erwecken.
Für mich wurde dieser Stein zu einem Gleichnis, denn ich dachte darüber nach wie es so mit uns Menschen ist.
Fehlt uns nicht auch manchmal der richtige Sonnenstrahl, der unser Potential, unsere Gaben und Möglichkeiten zum Leuchten bringt? Führen wir nicht auch manchmal so ein Schattendasein?
Vielleicht ist ja der liebevolle, ermutigende Blick unseres Ehepartners, unserer Eltern oder Freunde solch ein Sonnenstrahl, der uns zum Leuchten bringt. Vielleicht ist es auch der Zuspruch unseres Gottes, der uns ermutigt. Denn – ganz gleich, auf welchem Regalbrett wir gerade zu verstauben scheinen, Gott spricht auch uns zu: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3) Seine Liebe und Nähe können uns zum Leuchten bringen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche,
Ihre Pastorin Birgit Hasenberg