Das Edding-Gemälde bildete einen Fernsehschirm ab, an dessen äußerstem oberen Bildrand zwei beschuhte Füße zu sehen waren. Sein Untertitel war: „Direktübertragung Christi Himmelfahrt“. Zumindest hier gab es noch ein klares „Oben“ und „Unten“. Aber wo ist denn nun der Himmel in „Down under“, in Australien? Seit Galilei & Co weiß man, dass die Erde eine Kugel ist. Dass dreigeschossige Gebäude mit der Hölle im Keller und dem Himmel über dem Erdgeschoss funktioniert als Bild nicht mehr. Wo ist denn nun der Himmel, in den Jesus aufgefahren ist? In der Bibel, Apostelgeschichte 1, steht, dass er zunehmend vor den Augen der Jünger verschwand. Die verdutzten Jünger starrten ein Loch in die Luft und werden dafür von zwei Engeln gerügt. „Was schaut ihr in den Himmel?“ Die Jünger erinnern mich an ein Loriotmännchen mit der Knollennase. „Ja, wo laufen Sie denn?“ fragt es, als es mit umgedrehtem Fernglas die Rennpferde sucht. Wo ist Jesus geblieben? Wie erkläre ich nun 8-jährigen im Konfirmandenunterricht, wo Jesus geblieben ist? Ich stellte im Unterricht ein Glas Wasser hin und fragte, was beim Kochen passieren würde. Die Kinder wussten: Das Wasser wird zu unsichtbarem Dampf und ist nun überall im Raum verteilt. Überträgt man das auf Christi Himmelfahrt, dann verschwindet Jesus nicht, sondern er wird nun überall im Raum gegenwärtig wie der Wasserdampf. Er ist also präsenter als je zuvor. In Fleisch und Blut konnte er nur an einem Ort sein. Im „Himmel“ aber ist er überall, genau wie Gott überall ist. Deswegen gibt er paradoxerweise gerade vor seiner Himmelfahrt die Zusage „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20).
Am Sonntag um 11 Uhr haben wir vis a vis der Engelbertkirche einen Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert. Das Motto lautete „der Himmel is umme Ecke“. Da sind Sie „fonne Socken“, nich’? Übrigens waren die Kinder ganz schön schlau und sagten, der Dampf kommt doch in die Wolken und dann regnet es. Natürlich hat es am Sonntag beim Gottesdienst nicht geregnet! Da ist schon wahrscheinlicher, dass Jesus eines Tages „kondensiert“, wie damals zu Weihnachten, und am Ende der Zeit auf die Erde zurückkommt.
Ihr Dirk Küsgen