EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Den Kopf heben

Liebe Leserin und lieber Leser,

wem das Wasser bis zum Hals steht, der sollte den Kopf nicht sinken lassen.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg

Es gibt kaum einen Menschen, der nicht schmunzelt, lächelt oder lacht, wenn ich diesen Spruch bringe. Ich liebe den Humor und bin dabei in guter Gesellschaft. Der Theologieprofessor Helmut Thielicke bezeichnet den Humor als “eine Vorwegnahme, eine Vorausschattung, eine erste, bescheidene Rate” dessen, was kommen wird, wenn Gott alle Tränen von den Augen der Menschen aufwischen wird, und der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz. Das ist die große Hoffnung aus dem letzten Buch der Bibel.

  

Doch mehr noch als in schwieriger Lage den Kopf nicht sinken zu lassen, ist es gut und nützlich, den Kopf zu erheben. Dazu ermutigt der Schreiber des Briefes an die Hebräer mit den Worten: “Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.” (Kapitel 12, Vers 2). Die Blickrichtung ist wichtig. Senke ich meinen Kopf in das Wasser hinein, werde ich ertrinken. Wenn ich meinen Kopf über das Wasser halten kann, dann kann ich immerhin atmen und bleibe ein lebendiges Wesen. Vielleicht kann ich sogar über der Wasseroberfläche Land erblicken, auf das ich mich zubewegen kann. Blicke ich bis zum Horizont, erahne ich die Weite, die vor mir liegt, selbst wenn ich noch kein Land sehe. Und beobachte ich nachts den Sternenhimmel, ist die Unendlichkeit zum Greifen nahe. Und wenn ich dann noch aufsehen kann zu Jesus, dem Gekreuzigten, der von den Toten auferweckt worden ist, dann kann ich gänzlich vergessen, dass mir das Wasser bis zum Hals steht. Denn ihm stand das Wasser bis zum Hals, als er von seinen Freunden verlassen und von seinen Gegnern misshandelt wurde. Sein Leiden wurde erst nach Eintritt des Todes beendet. Aber was ist das für eine Perspektive? Dennoch bewahrte er den Glauben an Gott. In der Klage und in der Hoffnung, in der Gewissheit und in den Fragen, in Auflehnung und Ergebung. Und es ist nicht vergeblich gewesen. Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Die Auferweckung von den Toten ist die Vollendung des Glaubens, das Ziel des Lebens.

   

Mir hilft es immer, auf Jesus zu sehen, wenn mir das Wasser bis zum Hals steht. Ich sehe den Gekreuzigten als Auferstandenen. Das ermutigt mich zu glauben auch in schwerer Zeit. Das ermutigt mich auch Jesus als den zu sehen, mit dem die Rettung der Welt für alle anfängt, die Gott vertrauen und zu ihm gehören. So ist er der Anfänger des Glaubens. Und was er angefangen hat, wird er auch vollenden. Das ist die Grundlage des Humors der „Heiligen und Narren“, wie sie von Thielicke genannt werden. Thielicke meint: “Wenn man den Humor eines Menschen kennt, sieht man in sein Herz. Humorlose Menschen aber sind unheimlich.“ Mögen alle, die zu Christus gehören, an ihrem Humor erkannt werden.

Ein schönes Wochenende

Uwe Hasenberg