EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gott im Schlaf dienen

Liebe Leserin und lieber Leser,

haben Sie gut geschlafen?

Birigt Hasenberg ist Predigerin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

    

 

Ich hoffe es. Doch das ist ja gar nicht so selbst-verständlich. Viele Menschen leiden an schlechtem Schlaf, ja gar an Schlaf-mangel. Dass das nicht gut und gesund ist, hat nicht nur die Arzneimittel- oder Bettenindustrie entdeckt. Wie viele Menschen stecken doch eine Menge Geld in den „gesunden Schlaf“. Wer aber einfach so, ganz ohne besondere Hilfsmittel, einschlafen und durchschlafen kann, der wird schon von seinen Mitmenschen daran erinnert, was für ein Geschenk das ist. Denn „machen“ können wir das mit dem gesunden Schlaf nicht.

Es gibt aber auch Menschen, die von sich selbst so eingenommen sind, dass sie denken, sie hätten keine Zeit zum Schlafen. Sie müssten immer zum Einsatz bereit sein. Und das sind dann gar nicht nur die Top-Manager oder Politiker der Nation, von denen ein besonders hoher Einsatz auf Zeit erwartet wird.

Martin Buber berichtet in seinen Chassidischen Erzählungen einmal: „Rabbi Schmelke pflegte nicht anders als sitzend zu schlafen, damit sein Lernen nicht allzu lange Unterbrechung leide. Den Kopf hatte er auf dem Arm und zwischen den Fingern ein brennendes Licht, das ihn wecken sollte, sowie die Flamme seine Hand berührte. Als Rabbi Eli Melech ihn besuchte und erkannte, dass Rabbi Schmelke in seiner eigenen Wachheit krankhaft und übermüdet gefangen war, da bereitete er ihm sorgsam ein Ruhebett und bewog ihn mit viel Überredung, sich für ein Weilchen darauf auszustrecken. Dann schloss und verhüllte er das Fenster. Rabbi Schmelke erwachte erst am hellen Morgen. Er merkte, wie lange er geschlafen hatte, aber es reute ihn nicht, denn er empfand eine unbekannte Klarheit. Er ging ins Bethaus und betete laut in der Gemeinde, wie es sein Brauch war. Der Gemeinde schien es, als hätte sie ihn noch nie zuvor beten gehört. Als er den Gesang vom Schilfmeer sprach, mussten sie den Saum ihrer Kleider raffen, damit sie nicht nass wurden von den sich links und rechts aufbäumenden Wellen. Später dann sagte Schmelke zu Eli Melech: Jetzt erst habe ich erfahren, dass man Gott auch mit dem Schlafe dienen kann.“

Wie wahr – wer gut geschlafen hat, ist am andern Morgen einfach fitter – und kann seinem Tagwerk viel konzentrierter nachkommen. So dienen auch der gute Schlaf der Gottes- und der Nächsten-liebe. Ja, der Schlaf selbst ist Geschenk Gottes, wie es die Worte aus Psalm 127,1+2 verdeutlichen: Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.

Worauf verlassen wir uns, wenn es um unser Leben geht? Auf unsere Kraft, unser Vermögen, auf unser Talent, unsere guten Beziehungen?

Übrigens, dieser letzte Halbvers aus Psalm 127,2 kann auch so übersetzt werden: „Seinen Freunden gibt der Herr Schlaf.“ – Dann kann ich die Baldriantropfen ja wegstellen und den lebendigen Gott bitten: Herr, schenke du mir guten, gesunden Schlaf, dass ich Dein Werk tun kann in dieser Welt.  

   

Erholsame Tage und Nächte wünscht Ihnen,  

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg