Die vereisten Bäume, wie vergoldet in der Abendsonne, bildeten eine zauberhafte Kulisse. Ich möchte die Bilder in Erinnerung behalten, wenn das Tauwetter wieder alles in graue Tristesse verwandelt hat. Wir brauchen jetzt alles, was gut tut.
Was tut Ihnen zur Zeit gut?
Bei mir sind es neben den schönen Augenblicken, die ich sammele, vor allem Beziehungen, die mir wichtig sind. Manche tragen auch über Entfernungen hin. Da ist Verstehen und vertraute Nähe auch am Telefon, da kann man das Herz ausschütten, wenn es schwer ist und die Sehnsucht nach den fehlenden Umarmungen zumindest verbal teilen. Ein unerwarteter Gruß von alten Freunden oder ein aufbauender Brief tun gut. Da sind Beziehungen, die tragen.
Aber wir werden auch an abgebrochene Beziehungen erinnert: Wie war das noch damals, als ein Wort das andere ergab, Ärger und Missverständnisse eskalierten und es dann zur „Funkstille“ kam? Verletzt haben wir uns zurückgezogen. Jetzt, wo wir intakte Beziehungen brauchen, spüren wir die alten Kränkungen wieder. Aber sind wir nicht alle darauf angewiesen, mit barmherzigen Augen angesehen zu werden? „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“, heißt es in der Jahreslosung für 2021 aus Lukas 6,36. Wir alle werden mit Gottes Barmherzigkeit beschenkt. Wenn wir sie annehmen, können wir mit uns selbst und den anderen barmherzig sein. Das macht bereit zur Versöhnung. Jetzt ist die Zeit, wieder Schritte aufeinander zu zu machen. Für einen Brief oder ein Telefongespräch gibt es keinen Lockdown. Versöhnung hat heilende Kraft. Sie heilt Beziehungen. Sie heilt unsere verletzten Seelen. Sie gibt in dieser angespannten Zeit neue Kraft und neue Zuversicht. Wir müssen nur los gehen auf dem Weg des Friedens. Vielleicht kommt uns unser Gegenüber schon entgegen.
Ihre
Maria Magdalena Weber
Ev. Kirchengemeinde Schwelm