EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Es ist gut, dass es dich gibt.“

Liebe Leserinnen und Leser!

Wann hat jemand Sie das letzte Mal so richtig angestrahlt? Ich meine mit Lachfalten im Gesicht, Grübchen in der Wange und leuchtenden Augen.

Mirjam Klein ist Vikarin in der Evangelischen Kirchengemeinde Voerde in Ennepetal

So, dass Sie gar nicht anders konnten als zurückzulächeln. Angestrahlt zu werden macht froh. Am Bahnhof kann man das manchmal beobachten, wenn zwei Menschen sich mit weit ausgestreckten Armen begrüßen. Oder wenn Eltern ihr Kind mit einem seligen Blick anschauen – trotz Augenringen und Schlafmangel. Die Wissenschaft sagt, dass ein Kind in den ersten Monaten den liebenden Blick der Eltern zum Leben braucht. Nur durch den Blick erfährt das Kind: „Ich bin da. Das ist gut. Denn der oder die mich da anschaut, will dass ich da bin und freut sich.“ Mit diesem Gefühl kann ein Mensch ins Leben gehen. Solche Blicke brauchen wir. Und vor allem die Beziehungen dahinter.

Dass wir einen liebevollen Blick zum Leben brauchen, wussten schon Menschen vor über 2600 Jahren. In einem Grab in Jerusalem fand man 1979 zwei ganz kleine hauchdünne Silberrollen aus dieser Zeit. Vermutlich wurden sie als Amulette am Körper getragen. Es hat drei Jahre gebraucht, um die zerbrechlichen Silberrollen zu öffnen. Die alten dort eingravierten Worte hören wir heute noch in fast jedem Gottesdienst: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und gebe dir Frieden.“ Mit diesen Worten empfangen wir den Segen Gottes. Gottes leuchtendes Angesicht ist sein liebevoller Blick, so als wolle er sagen: „Es ist gut, dass es dich gibt. Ich will, dass du da bist und ich liebe dich mit dem, was dich ausmacht, mit deinen Talenten und deinem Unvermögen, mit deinen Fehlern und deiner Sehnsucht, mit deiner individuellen Geschichte.“

Diese Vergewisserung brauchen wir. Besonders wenn es ist nicht liebevoll zugeht unter uns, wenn Menschen fehlen, die uns lieben oder wir uns selbst nicht lieben können. Kinder realisieren irgendwann, dass der liebevolle Blick der Eltern und anderer Menschen keine Dauergarantie ist. Dann legen sie sich sogenannte „Übergangsobjekte“ zu. Das sind Teddybären oder Kuschelkissen. Bei meiner kleinen Nichte ist das „Hasi“, ein Schnuffeltuch mit Ohren. Hasi ist immer dabei und guckt immer lieb, auch wenn Mama oder Papa mal sauer sind. Solche Übergangsobjekte brauchen wir auch als Erwachsene. Eins davon wird sichtbar, wenn uns jemand mit leuchtenden Augen anstrahlt. Jedes Strahlen erinnert uns daran, dass da einer sagt: „Es ist gut, dass es dich gibt.“ Dann leuchtet S(ein) Angesicht über uns.

Ihre

Mirjam Klein