EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Wer ist eigentlich für den Regen zuständig?

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

im alten Evangelischen Kirchengesangbuch gibt es noch ein Lied unter der Rubrik “Um Sonnenschein”. Es hat die Melodie “Aus tiefer Not schrei ich zu dir” gesungen. Momentan wünsche ich mir, dass es bei der Gesangbuchrevision nicht in ganz Vergessenheit geraten wäre.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

“Ach Gott, die armen Kinder dein / begehren Gnad und Segen, weil jetzt die Sonn verhält den Schein / und fallen schwere Regen. Das Wasser wächst, groß Schad geschieht, sein Jammer man auf Erden sieht; die Näss bringt groß Verderben. Die Sonn lass klar am Himmel gehn, ihr´n Glanz und Hitz vermehre. Die Luft mach heiter, rein und schön, die Ernt uns nicht zerstöre; lass gut und gnädig Wetter sein, so führen wir die Ernte ein / mit Jauchzen und mit Singen.” (EKG 378)

  
Zugegeben - die Sprache ist aus dem Jahr 1608, als Martin Behm es gedichtet hat. Aber inhaltlich kann ich mich gut damit identifizieren. Ich hoffe auf Sonnenschein und warmes Wetter, auf heiteren Himmel und auf Speiseeis, dessen Temperatur nicht mit der Außentemperatur mehr identisch ist. Darf ich eigentlich darum beten? Martin Behm hat es getan. Ich tue es in der Regel eher nicht bewusst, sondern schaue nur gespannt auf die nette Dame nach den Tagesthemen, die lächelnd die Großwetterlage erklärt und das nächste Tief ankündigt, das sich sofort in ein persönliches Stimmungstief verwandelt.

  
Wer ist eigentlich für den Regen zuständig? Ein Schöpfungsbericht der Bibel beginnt mit den Worten: “Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden.” (1. Mose 2,4+5) Damit wäre die Zuständigkeit eindeutig geklärt. Zu Noahs Zeiten hat Gott auch die erste Wettervorhersage gemacht, die sogar eingetroffen ist: “Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte.” (1. Mose 7,4) Wie gut, dass Noah und seine Familie sich auf die Prognose verlassen haben und vorgesorgt haben. Später hat es noch eine Wettervorhersage Gottes zur Zeit des israelischen Königs Ahab gegeben. Der Prophet Elia spricht zum König: “So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.” (1. Könige 17,1). Auch diese Wettervorhersage hat gestimmt und das Angekündigte ist eingetreten.

  
Nun ist es doch klar. Warum sollte ich mich nicht im Gebet an Gott wenden, der für das Wetter zuständig ist? Martin Luther würde sagen: “Das tust Du doch schon längst. Denn Du betest das Vaterunser.” Das tue ich zwar in der Tat. Aber wo geht es im Vaterunser um das Wetter? Die Antwort Luthers lautet dann: “In der vierten Bitte: Unser tägliches Brot gib uns heute. Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme  Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.”  Unser tägliches Brot ist also auch “gut Wetter”. Das hätte ich bei allem Wetterfrust fast vergessen. So bleibt mir also nur darauf zu hoffen, dass Gott vielleicht in diesem Sommer zu einem Kompromiss bereit ist, der aus dem besteht, was Noah und Elia bezüglich des Regens erfahren haben. Die eine Hälfte des Kompromisses hat schon genügend Berücksichtigung in diesem Sommer gefunden. Das meine ich jedenfalls. Und was ist mit der anderen Hälfte?, fragt ein immer noch zuversichtlicher Pfarrer Uwe Hasenberg aus Gevelsberg.