EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gott lässt Dich nicht im Regen stehen

Liebe Leserinnen und Leser,

 

immerhin trugen sie es mit Fassung, sogar mit Humor: der französische Präsident und seine kroatische Kollegin. Dabei war die Situation zutiefst peinlich. Nicht für die beiden, die da im strömenden Regen des Moskauer Stadions pudelnass die frischgebackenen Fußballweltmeister und Vizeweltmeister beglückwünschten. Aber für ihren Gastgeber Wladimir Putin, über den hilfreiche Hände derweil einen riesigen Regenschirm gespannt hatten. Behandelt man so seine Gäste?

 

Jürgen Schröder ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm

  

Dass nach einiger Zeit weitere Schirme herbeigeschafft wurden, half da nichts mehr. Die Botschaft dieses Bildes war schon um die Welt gegangen: Wirklich wichtig ist bei dieser Feier nur der russische Präsident. Die anderen lässt man im Regen stehen. Wie peinlich!

Ich musste bei diesem Bild an den Gottesdienst am Morgen denken. Zwei Mädchen waren da getauft worden und die große Gemeinde sang ihnen als herzliches Willkommen zu: „Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt. Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.“ Unterschiedlicher könnten die Bilder nicht sein! Dort das schutzlose Ausgeliefertsein – und hier die Zusage: Gott begleitet dich. Er lässt dich nicht im Regen stehen. Du darfst Vertrauen haben wie einst der Psalmbeter in deinem Taufspruch: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir!“

Engel sind ein starkes und unverändert beliebtes Bild für diese Zusage. Mit ihren mächtigen Flügeln, ohne die sie ja nur ganz selten dargestellt werden, können sie Schutz bieten, Zuflucht geben und bei Bedarf auch tragen wie ein Adler seine Jungen. Eine schöne Vorstellung, dass solche Engel mich begleiten!

Obwohl – in dem oben zitierten Tauflied von Jürgen Grote heißt es: „Flügel müssen sie nicht haben, nur ein freundliches Gesicht.“ Vielleicht braucht es manchmal wirklich nicht mehr als das, um ein Engel zu sein. Zumindest wäre es ein Anfang, den wir doch alle hinkriegen müssten: Ein freundliches Gesicht für die, die sich in unserer Mitte fremd und unwillkommen fühlen könnten. Ein Gesicht, das ihnen sagt: „Du gehörst zu uns. Wir lassen dich nicht im Regen stehen.“ Wir wären damit Boten Gottes, Engel eben. Und davon kann es gar nicht genug geben!

Ihr Jürgen Schröder,

Pfarrer in Schwelm