EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gottesfülle

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist Ihnen schon einmal aufgefallen, welche Bedeutung die “Drei” in unserem Leben hat?

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

  

 

“Aller guten Dinge sind drei!”, sagt der Volksmund. Im Märchen sagt die gute Fee: “Du hast drei Wünsche frei!” Strenge Eltern zählen bis drei, wenn sie bei der Erziehung ihrer Kinder ungeduldig werden. Und die Zeit teilen wir in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein. Auch darin kommt die Zahl “drei” vor.

  

Die drei Dimensionen eines Raumes kann jeder Mensch vermessen: Höhe, Breite und Tiefe. Daran hat auch der Apostel Paulus keinen Zweifel: “Ihr könnt mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist.” (Epheserbrief 3,18). Doch nun kommt das Besondere. Die Menschen, in deren Herzen durch den Glauben Christus wohnt und die in der Liebe “eingewurzelt” sind, werden darüber hinaus mit der ganzen Gottesfülle erfüllt werden. 

  

An keinem Sonntag im Kirchenjahr wird mehr über die “Gottesfülle” nachgedacht als am Sonntag nach Pfingsten. Es ist der Sonntag “Trinitatis”, der Sonntag der Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit Gottes. Die ganze Gottesfülle macht deutlich: Es gibt nur einen Gott und der eine Gott ist der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

  

Schon der Mensch in der Antike erkannte in der Zahl “drei” etwas Geheimnisvolles. Während die “Zwei” Trennung und Scheidung von der “Eins” bedeutet, ist die Drei das Symbol der Wiedervereinigung. So wie sich aus These und Antithese eine Synthese ergeben kann, so ist die “Drei” die Zusammensetzung des Einen und des Anderen.

  

Besonders im Gespräch mit Juden und Muslimen fällt mir immer wieder auf, dass es vielen Christen schwerfällt, die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes mit dem Glauben an einen einzigen Gott in Einklang zu bringen. Vielleicht hilft dabei der Gedanke an die “Drei” als altes Symbol. Denn es geht nicht nur darum, Gott als Summe von eins und eins und eins zu verstehen, sondern qualitativ als Einheit, die das, was sich unterscheidet, geheimnisvoll zusammenfasst. In Jesus von Nazareth gibt sich der unfassbare Gott in die Hände der Menschen. Der Unsterbliche wird sterblich. Der Unsichtbare wird sichtbar. Durch den Heiligen Geist hören Menschen die Stimme Gottes und lernen, ihm zu vertrauen. Gott ist der Gott vor uns als Ursprung und Ziel des Lebens. Jesus von Nazareth nennt ihn Vater. Gott ist der Gott mit uns, der alles mit uns geteilt hat: Geburt, Leben, Freude, Leiden, Sterben. Er wurde angekündigt vom Propheten Jesaja als Immanuel und vom Engel Gabriel als Sohn Gottes. Sein Name ist Jesus. Und Gott ist der Gott in uns, der uns motiviert und tröstet, zur Einsicht führt und Gemeinschaft stiftet. Das ist der Heilige Geist.

  

Der Mensch macht unterschiedliche Erfahrungen mit Gott als Schöpfer, Erlöser und Tröster, Macht- und Ohnmachtserfahrungen, Erfahrungen im bewahrenden Erinnern und in ermutigenden Aufbrüchen. Gott wird in seiner Dreifaltigkeit und Dreieinigkeit so unterschiedlich erfahren und bleibt doch der treue, eine Gott für uns Menschen.

Ihr Pastor Uwe Hasenberg.