EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Das Gebet, das die Welt umspannt

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

„Wer singt, betet doppelt.“ – so sagt es der Kirchenvater Augustin.

Birgit Hasenberg ist Gemeinschaftspastorin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

Was aber „Beten“ ist, können wir von Jesus und seinen Jüngern lernen: Sie waren in der Nähe von Jerusalem. - Von weitem konnten sie den Tempel sehen. Was für ein großes und schönes Gebäude. Sogar aus der Ferne konnten sie das bunte, laute Treiben erahnen. Nach dem Besuch bei Maria und Marta hatte Jesus sich erstmal ein wenig zurückgezogen. Wieder einmal wollte er beten. Dafür nahm Jesus sich Zeit. Allein, so berichtet es der Evangelist Lukas immer wieder. – Und wenn er dann zu seinen Jüngern zurückkam, strahlte er so eine ganz besondere Ruhe aus. Schon manchmal hatte Johannes gedacht: “Ich muss ihn mal fragen, wie das mit dem Beten ist… - Ob Jesus uns das nicht auch ´beibringen` kann?” - Als Jesus jetzt wieder da ist - und sie gemeinsam unterwegs sind, da traut sich Johannes endlich seine Frage zu stellen: “Meister, ich wollte dich immer schon mal fragen, wie das eigentlich mit dem Beten ist?” - “Johannes, was meinst du denn? Beten - nun das ist Re­den mit Gott und Hören auf Seine Stimme,” antwortete ihm Jesus. - “Ja, sicher, das ist mir schon klar. In der Tora steht doch geschrieben, dass wir das als Gottes Volk tun sollen. - Und die Psalmen sind ja bestimmt auch richtig gute Gebete. Aber irgendwie habe ich den Eindruck: Du betest anders. Du redest mit Gott so innig und tief. Können wir das auch? Und wie sollen wir das machen?” - „Weißt Du, Johannes, Beten ist wirklich ganz vielfältig. Da gibt es das gemeinsame Gebet - in der Synagoge oder im Tempel - und da braucht es natürlich auch gemeinsame Worte, die alle miteinander sprechen können. Genau da sind die Psalmen sehr gute Gebete. Und dann ist Beten auch ein ganz persönliches Gespräch zwischen Dir und Gott. Deshalb ist es gut, wenn Du dann mit Gott redest, wo du ihn auch hören kannst. Dort, wo du Ruhe hast,“ antwortet Jesus. - „Zu Hause hätte ich keine Ruhe, da sind ja immer Menschen um mich herum,“ wirft Simon ein. - „Naja, mag sein. Aber es gibt doch auch in jedem Haus ein Kämmerlein, das man abschließen kann.“ - „Die Vorratskammer?“ fragt Jakobus. - Jesus nickt. „Geh halt dort hinein, mach die Tür zu, schau die mit Wein und Öl gefüllten Krüge an, riech den Duft der getrockneten Fleischstücke, der Zwiebeln und des Brotes. Und dann danke unserem Gott und HERRN für alles und vergiss auch die Armen nicht in deinem Gebet.“ - „Und wenn man keine Vorratskammer hat - schließlich sind wir ja hier mit Dir immer im Pulk unterwegs?“ will Simon wissen. - „Dann bete für dich - still in dich hinein, wenn du einen Moment Ruhe hast. Oder zieh Dich zurück - an eine ein­same Stelle. Das mache ich ja auch.“ - „Ach, Meister, es gibt so viele Gebete“, seufzt Jakobus, „Johannes der Täufer hat seine Jünger Gebete gelehrt. Sag du uns, was wir beten sollen.“ - „Ja, Meister, das wäre klasse. Sag Du uns, was wir beten sollen.“ – riefen auch die anderen Jünger. - „Na gut. Das soll euer Gebet sein“, antwortet Jesus – und dann spricht er langsam sein Gebet, das Vaterunser, das bis heute die Welt umspannt.

 

Ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen, Ihre Pastorin Birgit Hasenberg aus Gevelsberg