In diesen Tagen wirkt der Weg über den Friedhof besonders anheimelnd. Viele Kerzen stehen auf den Gräbern und leuchten. In diesen Wochen im zu Ende gehenden Jahr sind viele Menschen damit beschäftigt, die Gräber ihrer Angehörigen in Ordnung zu bringen und sie zu schmücken. Eine schöne Tradition. Auf diese Weise nehmen wir die Verstorbenen mit in die Gemeinschaft der Lebenden hinein. Wir wollen niemanden vergessen, uns an die Verstorbenen erinnern. Grund für diesen Zusammenhalt auch über den Tod hinaus ist unser christlicher Glaube. Sagt er doch im Blick auf den Tod, auch wenn wir uns trennen müssen von einem lieben Menschen, bei Gott geht niemand verloren.
Auf den letzten Seiten der Bibel, im Buch der Offenbarung des Johannes, heißt es in einer Vision: „Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein“ (Offb 21,4-3)
Dieser Vers aus der Bibel wird auch bei Trauerfeiern auf unseren Friedhöfen gelesen. Am kommenden Sonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, wird er im Gottesdienst zitiert. Es ist ein tröstliches Wort. Denn dieses Wort erinnert uns an Gott, den wir uns als persönlichen Gott vorstellen, so persönlich, dass er uns die Tränen abwischen wird. Alle unsere Tränen: die Tränen der Trauer, die Tränen der Wut über die Verrückten dieser Welt, die Tränen der Enttäuschung über Misslungenes, die Tränen über das Ende einer Liebe. Alle diese Tränen redet Gott uns nicht aus, vielmehr berührt Gott uns mit einer zarten Geste. Am morgigen Ewigkeitssonntag werden wir an diese Verheißung erinnert: Im Leben und im Sterben, wir sind nicht allein, auf diesen persönlichen Gott können wir uns verlassen. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen!
Ihr Pfr. Armin Kunze