EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Die österliche Freudenzeit ist längst nicht vorbei

Liebe Leserin und lieber Leser,

es ist schon wieder soweit. Die buntgefärbten Eier werden nicht mehr als Ostereier verkauft, sondern als Partyeier. Die Schokoladenhasen verschwinden aus den Regalen der Supermärkte, um als Schoko-Weihnachtsmänner ihr Comeback zu feiern. Und niemand wünscht mehr: “Frohe Ostern.”

 

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

   

 

Dabei ist die österliche Freudenzeit längst nicht vorbei. Sie umfasst mindestens vierzig Tage bis zum Himmelfahrtstag oder fünfzig Tage bis zum Pfingstfest. Bis zum vierzigsten Tag nach seiner Auferstehung von den Toten ist Jesus von Nazareth immer wieder Männern und Frauen begegnet. Mehr als 500 sollen es gewesen sein. Das weiß Paulus von Tarsus zu berichten. Und er schreibt in den 50-er Jahren des 1. Jahrhunderts, dass die Meisten von ihnen noch leben.

  

Wie begegnet ein Mensch, der von den Toten auferstanden ist, seinen Freundinnen und Freunden? In dem er sie überrascht. Er ist mit ihnen unterwegs und hört zu. Er legt ihnen sein Verständnis der Bibel aus und offenbart sich, als er “das Brot bricht”, wie es im Heiligen Abendmahl / in der Eucharistie geschieht. Er grillt Fisch und isst mit ihnen. Verschlossene Türen sind für ihn kein Hindernisse mehr, um Gemeinschaft mit den Seinen zu haben. Doch am allerdeutlichsten wird Jesus von Nazareth daran erkannt, dass er an seinem Körper die Wunden der Kreuzigung zeigen kann.

  

Am vergangenen Dienstag waren meine Frau und ich zusammen mit meinen Schwiegereltern auf der Veste Coburg. Auf der Veste Coburg war Martin Luther 1530 zu Gast, als der Reichstag zu Augsburg stattfand. Heute befindet sich hier ein Museum. Mir ist besonders eine Christus-Darstellung aufgefallen. Sie zeigt einen nur mit einem Lendenschurz bekleideten Christus, der segnend seine Hände erhoben hat. Er hat auf dem Kopf eine Dornenkrone, die vier Wundmale an beiden Händen und Füßen und die fünfte Wunde an der rechten Seite. Die fünf Wunden zeigen an, dass diese Darstellung nicht nur den leidenden, sondern den von den Toten auferstandenen Jesus Christus darstellt. Was aber drückt das für unser Verständnis von der Auferstehung von den Toten aus?

  

Durch die Auferstehung von den Toten wird das Vergangene nicht bedeutungslos. Durch die Auferstehung von den Toten wird das Menschen Verachtende und Brutale nicht einfach relativiert. Die Auferstehung gehört zum Menschsein dazu, mit allem Schweren und Durchlittenden, mit allen Verletzungen und Wunden. Aber in der Auferstehung wird das auch alles überwunden. Und der Auferstandene, der durch menschliche Hände körperlich  und durch menschlichen Spott seelisch gelitten hat, ist und bleibt den Menschen zugewandt. Er segnet. Er liebt. Er vergibt. Er schenkt Zukunft, wenn Menschen am Ende sind. Das ist Ostern, frohe Ostern. 

Ihr Pastor Uwe Hasenberg.