Was früher notwendig war, um über den Winter zu kommen, ist heute bloß noch Erinnerung oder die Tat eines leidenschaftlichen Hobbygärtners. Die Gefriertruhe ersetzt die Einkochgläser. Alles gibt es zu jeder Zeit im Lebensmittelgeschäft zu kaufen.
Ohne Vorratshaltung können wir leben. Wie sorglos können wir doch vor vollen Kühlschränken und Tiefkühltruhen sprechen: “Vater unser im Himmel... unser tägliches Brot gib uns heute.” Wäre da nicht doch die drohende Altersarmut. Wäre da nicht doch der neue Armuts- und Reichtumsbericht des Bundesarbeitsministeriums, nach dem die Kluft zwischen Arm und Reich in unserem Land immer größer wird. So sorglos sind wir nicht. Und das ist bestimmt nicht grundlos.
Wie provokant ist dann dieser Ratschlag: “Ihr sollt nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft.” Was hat sich Jesus von Nazareth dabei nur gedacht?
Als Sohn einer jüdischen Mutter sind ihm von Kindheit an die biblischen Erzählungen vertraut. Als sein Volk in der Wüste vom Hungertod bedroht gewesen ist, sandte Gott “Brot vom Himmel”. Er ließ durch Mose sagen: “Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen, und das Volk soll hinausgehen und täglich sammeln, was es für den Tag bedarf, daß ich's prüfe, ob es in meinem Gesetz wandle oder nicht.” Und Mose spricht zu ihnen: “Niemand lasse etwas davon übrig bis zum nächsten Morgen.” Aber sie gehorchen Mose nicht. Und etliche lassen davon übrig bis zum nächsten Morgen; da wird es voller Würmer und stinkend.
“Warum durften die Israeliten keinen Vorrat anlegen?”, ist ein jüdischer Rabbi gefragt worden. Er antwortet: “Ein König hatte einen Sohn. Er setze ihm seinen Unterhalt für das ganze Jahr fest, und folglich begrüßte der Sohn das Angesicht des Vaters nur einmal im Jahr. Da machte sich der Vater auf und setzte den Unterhalt seines Sohnes für jeden einzelnen Tag fest. Dafür begrüßte der Sohn das Angesicht seines Vaters von nun an täglich. Der Dank gerät leicht ins Vergessen, wenn er nicht täglich geübt wird.”
Das Vertrauen auf Gott, der an allen Tagen für alle seine Geschöpfe sorgen will, und unser Dank gehören zusammen. Ob sich die Eichhörnchen dessen bewusst sind, weiß ich nicht. Aber wir können darüber nachdenken.
Ihr
Pastor Uwe Hasenberg.