Heute erscheinen die kleinen Bücher mit den Losungen in über 50 Sprachen und verbinden so Christen in aller Welt.
Wenn ich in die Losungen schaue, dann passiert es immer mal wieder, dass ich an einem Vers besonders hängen bleibe und er mich dann über den Tag begleitet. Dabei kann es sein, dass mich der Inhalt des Verses besonders anspricht, und/oder dass ich mit dem Text eine besondere Geschichte verbinde, so, wie mit dem Lehrtext für den letzten Samstag. Paulus schreibt da in seinem Brief an die Römer: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“
Ich habe von 1983 bis 1986 am heutigen CVJM-Kolleg in Kassel studiert. Da es sich um eine private Ausbildungsstätte handelte, musste ich neben den Wohnheimgebühren auch Schulgeld bezahlen. Wenn ich dann noch die Kosten für Bücher und den täglichen Bedarf dazu rechnete, kam ich damals auf monatliche Ausgaben von ca. 700,-- bis 800,-- DM . Da mein Vater schon früh verstorben war und meine Mutter nicht die Mittel hatte, um mich groß zu unterstützen, habe ich in der Studienzeit weitgehend von Ferienjobs und Ersparnissen gelebt, die ich vor meiner Ausbildung angespart hatte.
Eines Tages bekam ich einen Brief ohne Absender. Nur am Poststempel konnte ich erkennen, dass er in meiner Heimatstadt Plettenberg aufgegeben worden war. Ich öffnete den Umschlag und fand darin einen 50-DM-Schein und eine Karte mit eben jenem Bibelvers aus dem der heutige Lehrtext stammt: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ Ansonsten fand ich keinen weiterer Kommentar oder Absender in dem Brief.
Offensichtlich gab es damals in Plettenberg einen Christenmenschen, der wusste, dass meine finanziellen Mittel sehr begrenzt waren und dem meine Ausbildung zum Gemeindepädagogen am Herzen lag. Sie können sich vielleicht vorstellen, was ich in diesem Augenblick empfunden habe. Ich wollte sofort Nachforschungen anstellen, um herauszufinden, wer mir diesen Brief geschickt hatte, damit ich mich bedanken konnte. Doch ein Kommilitone wies mich darauf hin, dass der Absender offensichtlich anonym bleiben wolle und deshalb wohl auch nicht mit einer Bedankung rechnen würde.
Ich weiß bis heute nicht, wer mir damals diesen Brief geschrieben hat. Ich weiß mich aber mit diesem Menschen auf ganz besondere Weise im Glauben verbunden.
Die 50,-- DM habe ich bald in Bücher investiert. Die Karte ist leider bei einem meiner vielen Umzüge verloren gegangen. Der Bibelvers aber hat sich in mein Gedächtnis gebrannt und begleitet mich seitdem.
Deshab: Danke nach Plettenberg!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!
Ihr
Harald Bertermann