Das hat schon Martin Luther gesagt. Vor wenigen Tagen habe ich den Klängen von Giora Feidman lauschen können. Wenn ich behaupten würde, Feidman spiele Klarinette, dann würde er mir wohl vehement widersprechen: “Ich spiele die Klarinette nicht. Ich führe sie an meinen Mund, aber das Instrument selbst wird von meiner inneren Stimme gespielt. Gott gab mir diesen Job. Und er gab mir fabelhafte Lehrer. Warum haben wir Erfolg? Weil wir etwas tun, was wir wollen. Wenn ich Tuba spielen würde, ohne dass mein Geist das will, das kann nicht funktionieren. Wenn du tust, was du willst, dann mach es weiter. Die innere Stimme ist wichtig. Letztendlich spielt nur meine Seele die Klarinette.”
Giora Feidman stammt aus einer jüdischen Familie, in der bereits der Vater und der Großvater Klezmermusiker gewesen sind. Das Wort “Klezmer” ist aus zwei hebräischen Worten entstanden: “kli” und “zemer”. Übersetzt bedeutet es “Instrument des Liedes”. So kann Feidman sagen: “Ich spiele nicht, ich singe, ohne dabei nachzudenken... Ich singe durch mein Instrument. ... Klezmer ist eine Lebensauffassung. Wir werden als Sänger und Tänzer geboren. Um diese Naturkraft auszudrücken, benötigen wir nur ein Instrument: unseren Körper. Viele Elemente strömen im täglichen Leben auf uns ein, verschiedene Sprachen, Rassen und Religionen. Musik löst all diese Grenzen auf. Musik wird an jedem Ort der Welt verstanden, von allen Menschen, gleich welcher Hautfarbe, Sprache oder Religion. Das ist die Botschaft meiner Musik. ... Die Klarinette ist das Mikrofon meiner Seele. ... Ich nehme meine Klarinette zur Hand, um die Menschen an meinem Inneren teilhaben zu lassen.”
Diese Gedanken faszinieren mich. Denn ähnliches gilt für die Musik in unseren Gottesdiensten. Egal ob Orgel oder Klavier, Schlagzeug und Gitarre. Wir bringen das vor Gott, was uns im Inneren bewegt: Klage und Freude, Lobpreis und Dank. Das ist das Natürlichste der Welt, vielleicht sogar das Schönste. Und wer wollte Gott oder uns das vorenthalten?
Ihr
Pastor Uwe Hasenberg, Gevelsberg.