EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Neu anfangen

Liebe Leserin und lieber Leser!

 

Manchmal ist es gar nicht so einfach einen Einstieg für so eine Andacht zu finden.

Birgit Hasenberg ist Predigerin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

  

Und dann muss ich einfach ausprobieren, welche Gedanken da zueinander passen. Und „ausprobieren“ heißt für mich, etwas in Worte fassen, in die Tastatur eintippen und auf dem Bildschirm sichtbar machen. – Und dann kann es sein, dass das Geschriebene einfach noch nicht „richtig“ ist. Die Worte stimmen so noch nicht und mit zwei, drei Tastenkombinationen markiere ich den Absatz und drücke die „Delete- oder Entfern-Taste“. Und schon ist ein Neuanfang möglich. Wie gut!

  

Kennen Sie Situationen in Ihrem Leben, wo Sie sich wünschten, Sie hätten auch so ein paar Tasten – und das Vergangene ist einfach gar nicht geschehen?

  

Ich denke an das ältere Ehepaar. Viele Jahre sind sie miteinander verheiratet. Aus der anfänglichen Schwärmerei ist eine tiefe Freundschaft und Liebe geworden – und dann machte sich doch plötzlich das Misstrauen breit. Immer mal wieder war er später nach Hause gekommen. Immer mal wieder konnte sie ihn nicht im Büro erreichen. Die seltsamsten Gedanken nisteten sich in ihrem Herzen ein. Und als er dann an einem Abend unerwartet früh nach Hause kam, da stand sie ihm fast feindselig gegenüber. Er konnte ihren Blick nicht deuten – verdattert legt er den Blumenstrauß und die Sektflasche, die er zum Feiern mitgebracht hatte, wortlos auf den Tisch. Dann kramt er in seinem Jackett und holt den Segelschein aus seiner Brieftasche, den er an dem Tag bestanden hatte.

Gemeinsam segeln, das war doch ihr Traum gewesen – darüber hatten sie früher oft gesprochen. Aber früher war da nie der richtige Zeitpunkt, die Theorie und Praxis zu lernen. Immer waren anderen Dinge zuerst dran. Und nun hatte er sich die Zeit einfach genommen und wollte seine Frau damit überraschen.

Nun – die Überraschung war gelungen. Sie konnte sich nicht freuen und er stand verdattert im Wohnzimmer. Aber sie konnte auch nicht reden – über ihr Misstrauen, über ihre Ängste – über diese schrecklichen letzten Monate. Wenn es doch auch für „Misstrauen“ eine „Entfern-Taste“ geben würde.

So einfach wie bei ein paar Worten auf dem Computerbildschirm geht es mit Gefühlen oder Fehlentscheidungen in unserem Leben sicherlich nicht.

  

Aber wir dürfen wissen: Neuanfänge sind möglich. Denn der lebendige Gott schenkt uns Menschen das Angebot einer „Entfern-Taste“ für die Schuld in unserem Leben: ER schenkt uns in Jesus Christus Vergebung!

Und mit der Bitte um Vergebung dürfen wir uns – wie der Psalmbeter – vertrauensvoll an Gott wenden: „ Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme!  … Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst, Herr, wer kann bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“ (Psalm 130, 1-4)

  

Die Frau wird wohl erst einmal mit ihren Fehleinschätzungen, mit ihren Schuldgefühlen zurechtkommen müssen, wenn etwas Neues beginnen soll – und da darf sie sich an Gott wenden. Doch dann ist dem Ehepaar zu wünschen, dass die Frau sich auch traut ihrem Mann von ihren Befürchtungen und Ängsten zu erzählen, und sie auch ihren Mann um Vergebung bitten kann für ihre „komischen Gedanken“. Und dass sie dann beide einander mit Lachen und Tränen in die Arme fallen, sich versöhnen und ein erstes Date auf einer kleinen Jolle auf dem Möhnesee verabreden.

  

Denn Neuanfänge sind möglich!

 

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen

 

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg