Dieser Blick gibt Zuversicht für den neuen Tag. Abends das warme Abendrot am Himmel wirkt beruhigend. Wenn große und kleine Wolken am Himmel ziehen, entstehen Bilder vor meinen Augen. Da kann ich lange zusehen und innerlich staunen. Auch die schweren Regenwolken haben etwas Faszinierendes an sich, sofern ich mich in der Reichweite eines sicheren Unterstandes befinde.
Der Himmel ist etwas Besonderes und Großartiges. Ein Sehnsuchtsort ist der Himmel geworden. „Himmlisch“ sagen wir zu besonderen Augenblicken, „himmlisch“ nennen wir ein köstliches Essen und vieles andere mehr. „Himmlisch“ sagen wir, wenn wir positiv berührt sind.
Der Himmel ist auch der Ort Gottes. Die Menschheit hat immer wieder den Himmel mit der Vorstellung des Göttlichen zusammengedacht. Die Frage nach Gott ließ Menschen unwillkürlich den Blick nach oben richten. Wohin denn sonst sollte man das Göttliche denken, wenn nicht in den unendlichen und faszinierenden Himmel.
In diesen Himmel ist Jesus aufgefahren. Nachdem der auferstandene Jesus sich Ostern seinen Jüngern und Anhängern gezeigt hatte, blieb er noch 40 Tage bei ihnen. Die biblische Überlieferung erzählt in der Apostelgeschichte, dass Jesus vor den Augen seiner Anhänger von einer Wolke in den Himmel gehoben wurde. Aus diesem Ereignis ist im Laufe der Zeit ein Fest geworden. Dass Jesus nicht im Tod geblieben, sondern bei Gott ist, das sollte gefeiert werden.
Jesus wird über den sichtbaren Himmel entrückt in ein Reich des ganz Anderen, das uns unzugänglich bleibt. Mit dieser „Himmelfahrt“ werden die Blicke der umstehenden Menschen für einen Moment von der Erde, dem Alltag, abgelenkt. Sie schauen Jesus hinterher und gewinnen Abstand von dem, was sie unmittelbar umgibt. Sie können die Welt zwar nicht mit den Augen Gottes sehen, aber für einen besonderen Moment erweitert sich ihr verengter Blick. Die Jünger und Freunde von Jesus bekommen eine neue Sichtweise. Der Blick in den Himmel lässt die Menschen anders auf die Erde schauen.
Himmelfahrt lädt zu einem Perspektivwechsel ein. Heute können wir diesen Perspektivwechsel noch viel besser nachvollziehen als die Augenzeugen der Himmelfahrt Jesu. Wenn wir uns in Betrachtungen des Himmels ergehen, spüren wir, wie großartig und geheimnisvoll das Universum ist. Auch der umgekehrte Blick lässt staunen und ehrfürchtig werden. Viele Raumfahrer erzählen übereinstimmend von ihren Erfahrungen im „Rückblick“ auf die Erde. Sie beschreiben die Erde als einen wunderbaren und wunderschönen Ort. Und gleichzeitig sieht sie sehr verletzlich aus.
Wenn wir den Himmel betrachten, werden wir bescheidener. Wir werden achtsamer, weil uns bewusst wird, wie kostbar alles Sichtbare ist.
Die Jünger werden nach der Himmelfahrt Jesu aufgefordert, auch gedanklich wieder auf die Erde zurückzukehren. Sie tun es, aber sie sind verändert. Himmelfahrt ist ein wichtiges Fest im Laufe des Kirchenjahres, sorgt es doch für einen Blick- und Perspektivwechsel, der uns unsere Grenzen unserer Sichtweisen aufzeigt und gleichzeitig weitet. Der Blick in den Himmel verändert diese Welt!
Pfarrer Armin Kunze