EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Toleranz und Integration

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Toleranz oder Integration“. Oder muss es heißen „Toleranz und Integration“? Beides zusammen zu bekommen ist nicht leicht – und erst recht nicht in diesen Tagen.

Gabriel Schäfer ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm

  

 

Diese Woche habe ich mit meinen Konfirmanden das Thema „Islam“ besprochen, nächste Woche besuchen wir zusammen die Schwelmer Moschee. Vorurteile abbauen, den anderen respektieren, wie er ist, in seiner ganzen Unterschiedlichkeit. Das plant sich im Vorfeld der Konfirmandenarbeit viel einfacher, als es dann umzusetzen ist.

Dabei kann ich den anderen auch nur integrieren und vor allem seine religiösen Praktiken akzeptieren, wenn ich ihn kenne, wenn ich weiß, warum er was macht, warum ihm was wichtig ist.

Ich bin auch in Gesprächen immer wieder erschüttert, wie wenig die Menschen über den Islam wissen, wie laut und wie stark sie aber trotzdem Dinge beklagen -  und da wundert es nicht, wie sich z.B. in Dresden 20.000 Menschen zusammen finden, um gegen etwas zu demonstrieren, von dem die meisten wahrscheinlich gar keine Ahnung haben – das wage ich hier mal zu unterstellen.

Und so weit darf es erst gar nicht kommen. Offenheit und gegenseitige Akzeptanz sind für mich die Grundpfeiler einer pluralen, bunten Gesellschaft. Wenn wir nicht auf einander zugehen und uns näher kennen lernen, dann bleiben auf beiden Seiten Mauern der Angst und die können schnell in Hass umschlagen und vor allem von beiden Seiten radikale Kräfte anziehen, die die Situation für ihre eigenen, radikalen Ideen nutzen.

So weit darf es nicht kommen. Meine Konfirmanden machen einen Schritt in die richtige Richtung – und vielleicht wird er ja auch durch einen Gegenbesuch erwidert. Denn Verständnis fördert Toleranz – und ohne Toleranz gelingt Integration nur in den seltensten Fällen.

„Nehmt einander an, wie euch Christus angenommen hat zu Gottes Lob“ (Röm 15,7) – diesen Satz, der unsere Jahreslosung für 2015 ist, kann man nur immer wieder stark machen – er heißt für mich: Gegenseitige Akzeptanz, Abbau von Vorurteilen. Und nur das kann der Gewalt und den radikalen Kräften auf beiden Seiten den Nährboden entziehen.

   

Ihr Pfarrer Gabriel Schäfer, Schwelm