Natürlich bleibt bei jedem erzieherischen Schritt ein Risikofaktor offen. Bin ich zu streng oder nicht streng genug? Habe ich meine eigenen Erziehungsideale verraten und getan, was ich nie gewollt habe? Welche Erinnerungen habe ich an die Erziehungsmethoden in meiner eigenen Kindheit und Jugend? Und nicht nur meiner Eltern.
“Du erkennst ja in deinem Herzen, dass der HERR, dein Gott, dich erzogen hat, wie ein Mann seinen Sohn erzieht.” So lautet der Bibelvers aus dem 5. Buch Mose 8,5, der für den letzten Samstag ausgelost worden ist. Hier werden die Erkenntnisse aus der menschlichen Erziehung auf die Ebene Gott und Mensch gehoben. Gerade das 5. Buch Mose zeigt deutlich, welche Erziehungsideale Gott hat. Auf zwei Erziehungsideale Gottes möchte ich Ihre Aufmerksamkeit lenken:
1. Erziehungsideal: Ermutigung. Gott ermutigt mit den Worten: “Ich sprach aber zu euch: Entsetzt euch nicht und fürchtet euch nicht... Du hast gesehen, dass dich der HERR, dein Gott getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Wege, den ihr gewandert seid, bis ihr an diesen Ort kamt.” (1,29.31) Gottes Erziehungsideal ist Ermutigung, nicht Drohen oder Verängstigen. Es ist ein schönes Bild, dass Gott sein ganzes Volk tragen wird wie ein Mann seinen Sohn. Getragen zu werden, wenn es schwer fällt, eigene Schritte zu gehen. Die Gewissheit, Unterstützung und Beistand zu bekommen, wenn sie gebraucht werden. Das schenkt Vertrauen und Gelassenheit. Dafür gibt es ein Wort: Glauben.
2. Erziehungsideal: Freiheit. Die Zehn Gebote Gottes beginnen mit den Worten: “Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.” (5,6) Gott legt wert darauf, dass es in seinem Volk nur freie Menschen gibt. Die Knechtschaft gehört der Vergangenheit an. Ein verantwortliches Leben in Freiheit hat Gott für uns Menschen ermöglicht. Mit allen Risiken und Gefahren, die damit verbunden sind, mit Scheitern und Versagen. Doch so wie Kind den eingestürzten Turm aus Holzbausteinen wieder neu aufbauen kann und wird und das Computerspiel neu startet, so dürfen wir Menschen aus der Vergebung Gottes immer wieder neu beginnen, verantwortlich und in Freiheit zu leben. Das heißt aber nicht, dass Gott selbst ein Erzieher im “Laissez faire” - Stil ist und “alles laufen lässt”. Das heißt nur, dass Gott “barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue (ist), der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand.” (2. Mose 34,5+6). Gott selbst weiß Grenzen zu ziehen, wenn Menschen ihre Grenzen nicht kennen und Liebe einander schuldig bleiben. Aber ich weiß auch, dass Gott wohlerzogene Kinder hat. Und das ist keine Glückssache, sondern Gottes Sache. Dieses Risiko nimmt Gott auf sich.
Eine schöne Woche wünscht Ihnen Ihr Pastor
Uwe Hasenberg