EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Licht leuchtet auf

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Genau genommen sind wir noch in der Zeit des Weihnachtsfestkreises, obwohl die Weihnachtsbäume schon längst entsorgt und die ersten Tulpen im Angebot sind.

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau ist Seelsorgerin an der Klinik Königsfeld

    

Auch wird es morgens schon früher hell und wenn zufällig einmal die Sonne scheint, dann werde ich ganz froh. Geht Ihnen das auch so? Licht beeinflusst die Stimmung. Je mehr und je länger die Sonne scheint, desto besser fühle ich mich. Dunkle Wintertage, wolkenverhangene Herbstwochen oder verregnete Sommerferientage schlagen aufs Gemüt. Je trüber der Tag, desto mehr freue ich mich über jedes Licht.

Kennen Sie die geheimnisvoll leuchtenden Cazadores del Sol, die Sonnenfänger? Es sind bunte Plexiglasscheiben auf Stäben angebracht, die man ins Freie stellen kann. Sie wandeln das unsichtbare UV-Licht in sichtbares Licht um. Je schlechter das Wetter, desto mehr leuchten sie.

Solche Sonnenfänger sind ein wundervolles Bild dafür, dass gerade jetzt, wo ich mich immer weiter von Weihnachten wegbewege, das Licht der Weihnacht mit seinen Strahlen meine Seele belichtet und mich erwärmt. Wider alle finsteren Gedanken.

In den Cazadores sehe ich all die hellen Strahlen, mit denen der Mensch gewordene Gott uns begegnet. Mit Geduld. Mit Wärme. Mit Liebe. Deswegen ist in dieser Welt zwar noch nicht alles gut. Aber die ersten Strahlen geben der Hoffnung Nahrung. Ohne diese Hoffnung könnten wir alle nicht leben.

In den Cazadores sehe ich uns selbst. Was beinahe mystisch klingt, ist Sinn und Zweck der Sonnenfänger. Sie bewegen sich im Grenzland zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren. So wie Paul Gerhardt dichtet: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen!“ (EG 37,4)

Beim Anblick der Cazadores richtet sich mein Blick auch nach innen. Ob da ein Licht ist, das mir in finsteren Zeiten die Seele wenigstens dämmern lässt. Ob da eine Kraft ist, die das Restlicht in mir verstärkt – wie die Sonnenfänger das Licht der Sonne, selbst wenn sie von Wolken verdeckt ist, selbst wenn sie am Ende des Tages untergeht.

In den Cazadores liegt eine Verheißung: Das Licht leuchtet dann am stärksten, wenn wenig Sonne zu sehen ist, wenn meine Kraft abnimmt, ja sogar dann, wenn meine Lebenstage abnehmen. Aber die Erfüllung dieser Verheißung werde ich nur schauen, wenn ich mein Leben belichten lasse. Es ist nie zu früh dafür.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche,

Ihre

  

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau